Basalinsulin und Bolusinsulin: Das müssen Sie wissen!

Bei der Insulintherapie kommen Betroffene um die Begriffe Bolusinsulin und Basalinsulin nicht herum. Aber was ist genau die Definition? Hier erfahren Sie alles über die Unterschiede, Wirkweise und Berechnung der verschiedenen Insulinarten. Außerdem verraten wir Ihnen, wie die Basis-Bolus-Diabetes-Therapie und Insulinpumpentherapie funktioniert und welche Vorteile sie mit sich bringt.

Für die Berechnung von Basalinsulin und Bolusinsulin sticht sich eine Person für die Blutzuckermessung in den Finger.

Definition: Was ist Basalinsulin?

Das Basalinsulin wird auch als Basisinsulin, Langzeitinsulin, Intermediärinsulin oder Verzögerungsinsulin bezeichnet.1 Per Definition handelt es sich beim Basalinsulin um ein langwirksames Insulin: Das bedeutet, seine Wirkung tritt später ein (etwa 1 bis 2 Stunden nach Injektion) und dauert länger an (je nach Insulinart und -dosierung zwischen 12 und 24 Stunden).1,2

Wie wirkt das Basalinsulin?

Das Basalinsulin deckt den von den Mahlzeiten unabhängigen Grundbedarf des Körpers an Insulin. Wie hoch dieser genau ist, unterliegt Schwankungen im Tagesverlauf. Bestimmte Faktoren wie Krankheit, Menstruation oder körperliche Aktivitäten wie zum Beispiel Sport können sich auf den Insulin-Grundbedarf auswirken. Grundsätzlich ist er morgens am höchsten.3

Das Basalinsulin bei der Insulinpumpentherapie

Bei der Insulintherapie ohne Insulinpumpe spritzen sich Betroffene das langwirksame Insulin zu bestimmten Zeitpunkten am Tag. Die Besonderheit bei der Insulinpumpentherapie hingegen: Es werden keine langwirksamen Basalinsuline, sondern nur kurzwirksame Insuline verwendet.2 Diese gibt die Pumpe mit einem Motor kontinuierlich über den ganzen Tag hinweg in kleinen Dosen an den Körper ab, direkt ins Unterhautfettgewebe.4 Fachleute sprechen dann von der Basalrate.

Zu Beginn der Insulinpumpentherapie ermitteln Diabetes-Team und Patient:in ein Basalratenprofil und programmieren es in die Insulinpumpe ein.4 Die Pumpe folgt den Vorgaben des Profils pausenlos und stellt so die Grundversorgung über den Tag hinweg sicher.

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Was ist ein Basalratentest und welchen Zweck hat er?

Mit einem sogenannten Basalratentest lassen sich zusätzlich eventuelle Blutzuckerschwankungen erklären, die nicht auf andere Faktoren wie Stress oder Sport zurückzuführen sind.

Dabei lassen die Nutzenden einzelne Mahlzeiten an bestimmten Tagen aus – sie dürfen in diesen Zeiträumen nur Wasser zu sich nehmen, während die Insulinpumpe weiter das Basalinsulin abgibt. Bleiben die Blutzuckerwerte in den Zeiträumen, in denen nichts gegessen wird, konstant, dann deckt die Basalrate den Insulin-Grundbedarf korrekt ab. Falls die Blutzuckerwerte in diesen Zeiträumen steigen oder fallen, muss die Basalrate angepasst werden.

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Definition: Was ist Bolusinsulin?

Neben dem Basisinsulin spielt das Bolusinsulin bei der Diabetes-Therapie eine wichtige Rolle. Dabei handelt es sich um kurzwirksame Insuline, die sich Betroffene zusätzlich zur Basalrate zu den Mahlzeiten verabreichen.5 Es ist auch unter den Begriffen Kurzzeitinsulin und Mahlzeiteninsulin bekannt.2Je nach Insulin tritt der Effekt nach 10 bis 30 Minuten ein und hält etwa 3 bis 6 Stunden an.5

Wie wirkt das Bolusinsulin?

Das Bolusinsulin hat den Zweck, die nach einer Mahlzeit erhöhten Blutzuckerwerte zu korrigieren beziehungsweise den Blutzuckeranstieg bereits vor dem Essen aufzufangen.5

Bei einer intensivierten konventionellen Insulintherapie (ICT) müssen Menschen mit Diabetes dafür bei jeder einzelnen Mahlzeit die genaue Menge an Kohlenhydraten selbst berechnen und so den Bolus bestimmen.2 Dazu wird vor der Mahlzeit die Menge der enthaltenen Kohlenhydrat-Einheiten abgeschätzt, der Blutzucker gemessen und, auf Grundlage dieser beiden Faktoren, die notwendige Menge der Insulin-Bolusgabe berechnet.

Bei einer konventionellen Therapie (CT) verabreichen sich Menschen mit Diabetes 2-mal am Tag eine  festgelegte Menge Insulin, bestehend aus Basal und Bolusinsulin. Hierbei ist es sehr wichtig, eine bestimmte Menge an Kohlenhydraten nicht zu unterschreiten bzw. bei körperlicher Aktivität zusätzliche Mahlzeiten zu sich zu nehmen.3 Die Insulin-Bolusgabe erfolgt dabei jeweils entweder mit einer Spritze oder einem Insulinpen. Für Menschen mit einem gleichmäßigen Tagesablauf kann diese Therapieform geeignet sein.

Schon gewusst?

Spezielle Diabetes-Schulungen vermitteln das Grundlagenwissen zum Berechnen der Kohlenhydrat-Einheiten. Ein solches Basiswissen ist essentiell für eine erfolgreiche Diabetes-Therapie und sogar Voraussetzung für die Eignung zur Insulinpumpentherapie.

Eine Hilfestellung für die Berechnung der Bolusmenge geben außerdem Lebensmitteltabellen und Ernährungsrechner. Mittlerweile kommen vielfach auch Apps mit Bolusrechnern zum Einsatz – beispielsweise die mySugr App. Die PRO-Version unterstützt außerdem unter anderem mit Mahlzeiten-Fotos.

Zusätzlich kann es bei einem zu hohen Blutzuckerspiegel notwendig sein, einen zusätzlichen Bolus zur Korrektur abzugeben. Die nötigen Insulineinheiten hängen davon ab, wie stark der Blutzucker aus dem Gleichgewicht geraten ist. Gemeinsam mit Ihrem Diabetes-Team legen Sie dann einen sogenannten Korrekturfaktor fest. Er beschreibt, abhängig von der Tageszeit und Ihrer persönlichen Insulinempfindlichkeit, wie stark eine Insulineinheit den Blutzuckerspiegel sinken lässt.

Wie funktioniert das Bolusinsulin bei der Insulinpumpentherapie?

Personen mit Diabetes, die eine Insulinpumpe verwenden, müssen sich den Bolus nicht per Spritze oder Pen verabreichen. Diese Aufgabe übernimmt für sie die Pumpe: Die Bolusgabe des Insulins erfolgt dabei ganz diskret per Knopfdruck. So erleichtert die Insulinpumpe als unsichtbarer Begleiter mit einfach zu steuernden Insulinabgaben den Alltag. Die Berechnung der Dosis funktioniert dabei genauso wie bei der intensivierten Insulintherapie (ICT).4



Ideales Verhältnis von Basalinsulin zu Bolusinsulin

Für Personen mit Diabetes ist es wichtig, das richtige Verhältnis von Basal und Bolus zu kennen. Verabreichen sie sich zu viel Basalinsulin oder Bolusinsulin, drohen Unterzuckerungen, gegen die sie permanent „anessen“ müssen. Damit unterliegt der Blutzucker einer ständigen Berg- und Talfahrt.

Das Verhältnis zwischen Basal und Bolus sollte also stimmen. Als Faustregel gilt: Etwa die Hälfte (40 bis 50 Prozent) des täglichen Insulinbedarfs entfällt normalerweise auf die Basalrate. Die andere Hälfte deckt die ernährungsabhängige Insulinversorgung (Bolus) ab.6

Empfehlung:

Für Insulinpumpenträger:innen: Führen Sie in regelmäßigen Abständen einen Basalratentest durch, um die Blutzuckerwerte im Auge zu behalten und zu prüfen, ob Ihr Basal-Bolus-Verhältnis passt. Bei Auffälligkeiten wenden Sie sich an Ihr Diabetes-Team, um die Basal- und Bolusrate gegebenenfalls anzupassen.

Insulinpumpe: Vorteile einer Basis-Bolus-Therapie

Eine Insulinpumpentherapie erfolgt nach dem gleichen Schema wie eine intensivierte konventionelle Insulintherapie (oder Basis-Bolus-Therapie). Sie orientiert sich immer am aktuellen Bedarf und hat das Ziel, die natürliche Insulinabgabe eines gesunden Körpers nachzuahmen.2,7

Folgende Pluspunkte bietet die Basis-Bolus-Therapie mit einer Insulinpumpe:4,7

  • Individuelle Dosisanpassung: Die Insulindosis orientiert sich am tatsächlichen Bedarf. Nachts können Sie geringere Mengen einprogrammieren, um so nächtliche Unterzuckerungen sowie einen starken morgendlichen Blutzuckeranstieg zu vermeiden.
  • Kurzfristige Anpassungen der Basalrate: Wer spontan Sport treiben möchte, kann im Vorfeld verhindern, dass der Blutzucker zusätzlich durch die körperliche Aktivität zu stark sinkt, ohne zusätzliche Kohlenhydrate zu sich nehmen zu müssen.

Hinzu kommt, dass die Basis-Bolus-Therapie mit einer Insulinpumpe häufig dafür sorgt, dass Betroffene zufriedener sind. Das wirkt sich positiv auf den Behandlungsverlauf aus: Dieser ist stabiler und weist weniger Schwankungen auf.4

Quellen

1 Deutsche Diabetes-Hilfe e.V. Basis-Insulin. diabetesDE. Abgerufen am 26. Januar 2023, von https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/diabetes_le….

2 Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH). Diabetes: Insulintherapie. diabinfo - Das Diabetesinformationsportal. Abgerufen am 26. Januar 2023, von https://www.diabinfo.de/leben/behandlung/insulintherapie.html.

3 Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH). Diabetes: Insulintherapie. diabinfo - Das Diabetesinformationsportal. Abgerufen am 27. Januar 2023, von https://www.diabinfo.de/leben/behandlung/insulintherapie.html.

4 Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e.V. Therapie mit Insulinpumpe. Abgerufen am 26. Januar 2023, von https://www.dzd-ev.de/diabetes/therapie-typ-1-diabetes/therapie-mit-ins….

5 Deutsche Diabetes-Hilfe e.V. Bolus-Insulin. diabetesDE. Abgerufen am 26. Januar 2023, von https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/diabetes_le….

6 Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker. Typ-1-Diabetes: Basis-Bolus-Therapie überprüfen. Pharmazeutische Zeitung online. Abgerufen am 26. Januar 2023, von https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-462010/basis-bolus-thera….

7 Institut für Ernährungsinformation. Basis-Bolus-Therapie | Diabeteslexikon. DEBInet. Abgerufen am 26. Januar 2023, von https://www.ernaehrung.de/lexikon/diabetes/b/Basis-Bolus-Therapie.php.