Hautreaktionen: Tipps für die Haut bei CGM und Insulinpumpen

Immer mehr Menschen mit Diabetes nutzen für ihre Therapie Insulinpumpen und Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM). Doch manchmal missfällt es der Haut, wenn auf ihr tagelang Sensoren und Pflaster kleben. Hier erfahren Sie, welche Faktoren Hautreaktionen begünstigen und wie sie sich behandeln oder sogar vermeiden lassen.

Hautpflege gegen Irritationen: Hilfreiche Tipps für Hautreaktionen bei Insulinpumpen.

Ein Segen: Insulinpumpen und CGM-Systeme

Insulinpumpen sowie CGM-Systeme sind für insulinpflichtige Menschen mit Diabetes ein Segen: Sie erleichtern das Diabetes-Management, helfen Glukoseverläufe zu stabilisieren und verbessern die Lebensqualität. Die modernen Hilfsmittel können allerdings auch eine Schattenseite haben: Weil Geräte oder Pflaster über einen längeren Zeitraum auf der Haut kleben, kommt es häufig zu Hautreaktionen. Während die Pflaster der Infusionssets von Insulinpumpen meist nur wenige Tage auf der Haut bleiben, haben CGM-Systeme mittlerweile eine Tragezeit von bis zu 14 Tagen – und genauso lang müssen auch ihre Pflaster haften.

Die Hautärztin Dr. Stefanie Kamann aus Feldafing beschäftigt sich seit einigen Jahren mit Hautreaktionen auf Pflaster und Sensoren. Beim T1Day, einer technisch orientierten Veranstaltung für Menschen mit Diabetes Ende Januar 2020 in Berlin, erklärte sie, wie man Hautirritationen von echten Allergien unterscheidet und welche Stoffe Kontaktallergien auslösen. Außerdem gab sie aktuelle Tipps, wie sich die Haut vor hautreizenden Bestandteilen und Inhaltsstoffen in Sensoren und Pflastern schützen lässt.

Hautirritation: Wenn die Hautbarriere geschädigt wird

Hautirritationen kommen sehr häufig vor: Laut Dr. Kamann haben 50 bis 70 Prozent aller, die im Rahmen ihrer Therapie regelmäßig Pflaster verwenden, gelegentlich mit Hautrötungen und -reizungen zu tun. Bei Glukosesensoren und Pflastern, die 10 bis 14 Tage lang getragen werden, können sich Wärme und Feuchtigkeit unter dem Pflaster stauen und die Hautbarriere schädigen.

Dann kommt es zu Rötungen, Schuppung und manchmal auch leichtem Juckreiz. Auch wer das Pflaster nach Ablauf der Tragedauer mit besonders viel Schwung abreißt oder die Sensoren oder Pumpen-Infusionssets mit zu hohem Druck aufsetzt, kann die Haut irritieren. Diese Irritationen verschwinden aber im Normalfall von selbst, gegebenenfalls kann durch intensive Hautpflege nach dem Entfernen des Pflasters oder Sensors nachgeholfen werden.

Kontaktallergie: Der Übeltäter heißt meist IBOA

Eine echte allergische Kontaktdermatitis tritt glücklicherweise deutlich seltener auf – Dr. Kamann zufolge sind weniger als 5 Prozent der Anwender betroffen. Meist reagiert die Haut allergisch auf Isobornylacrylat (IBOA), auch Allergien auf Dimethylacrylamid-A (DMAA) kommen vor. Bei beiden Substanzen handelt es sich um Acrylate und damit Kunststoffverbindungen, die im Klebstoff und in verschiedenen Bestandteilen von Sensoren und Patchpumpen enthalten sein können.4

Es fällt oft schwer, eine Kontaktallergie mit einem klassischen Allergietest beim Hautarzt oder der Hautärztin nachzuweisen. Denn dafür muss die genaue Zusammensetzung von Pflaster und Sensoren bekannt sein, und hier gibt es oft Informationslücken. Zudem entstehen manchmal durch Hitze, Schwitzen sowie durch Abnutzung beim Tragen auch neue Kunststoffverbindungen, die ihrerseits Allergien auslösen können.

Diagnose: Hautirritation oder Kontaktallergie?

Einen Hinweis auf eine Kontaktallergie liefert beispielsweise eine lange und symptomlose Sensibilisierungsphase: Oft bereiten Sensor oder Pflaster über viele Monate hinweg keinerlei Probleme, bevor sie zum ersten Mal Hautreaktionen hervorrufen. Dann aber zeigen sich bei jedem neuen Kontakt sehr starke Symptome wie Rötung, Schuppung, starkem Juckreiz – oft auch Bläschen und Pusteln, die sich entzünden können. Ohne Therapie halten die Symptome mitunter bis zu 3 Wochen an, deshalb wird eine Therapie mit Kortisoncreme und manchmal auch Antibiotika empfohlen.

Bloße Hautirritationen hingegen treten nicht bei jedem Kontakt auf und klingen auch von allein meist binnen weniger Tage ab. Nur bei stärkeren Hautirritationen sollte der Hautarzt oder die Hautärztin auch hier eine Kortisoncreme verordnen.

Vorbeugung und Behandlung

Schutzsprays für die Haut

Menschen mit empfindlicher Haut wurden in der Vergangenheit häufig Hautschutzsprays empfohlen, die vor Anbringen des Pflasters oder des Sensors auf die Haut zu sprühen sind. Diese Sprays sind allerdings selbst bei Irritationen nur bedingt geeignet, weil sie die Hautbarriere nur für maximal einige Tage unterstützen.

Für Pumpenträger:innen, deren Infusionssets nur ein paar Tage Liegezeit haben, kann dies eine Option sein. Aber Vorsicht: Hautärzt:innen und Allergolog:innen warnen vor möglichen Kreuzreaktionen, die durch die Inhaltsstoffe der Sprays entstehen können. Auch Kinesio- und Physio-Tapes – von vielen Anwender:innen zum Abkleben und Schützen der Sensoren oder als Hautbarriere verwendet – enthalten oftmals Acrylate.

Barrierepflaster

Wer von starken Irritationen oder einer echten Kontaktallergie betroffen ist, hat nur begrenzte Möglichkeiten, die gewohnten Sensoren oder Infusionssets weiter anzuwenden.5 Doch bevor man auf andere Systeme ausweicht, lohnt sich der Versuch, mithilfe von Unter- oder Schutzpflastern eine Schutzbarriere zwischen Sensor oder Pflaster und der Haut zu errichten.

Diese Pflaster sollten groß genug, nicht durchlässig und ohne Acrylate sein, betonte Dr. Kamann. Man sollte die Nadel oder den Messfühler nicht durch das Barrierepflaster stechen, sondern hierfür ein kleines Loch ausschneiden oder stanzen. Viele Anwender:innen berichten von positiven Erfahrungen mit Schutzpflastern auf Hydrokolloid- oder Silikonbasis. Auch Blasen- und Stomapflaster eignen sich als Schutzschicht.

Quellen

1 Kontinuierliche Gewebezuckermessung (CGM) - Diabetesinformationsportal. Abgerufen am 11. November 2022, von https://www.diabinfo.de/leben/behandlung/kontinuierliche-gewebezuckerme….

2 T1Day.de | Der Tag von, mit und für Typ 1er. Science-Consulting in Diabetes GmbH. Abgerufen am 11. November 2022, von https://t1day.de/.

3 Berg, A. K., Olsen, B. S., Thyssen, J. P., Zachariae, C., Simonsen, A. B., Pilgaard, K. & Svensson, J. (2018). High frequencies of dermatological complications in children using insulin pumps or sensors. Pediatric Diabetes, 19(4), 733–740. https://doi.org/10.1111/pedi.12652.

4 Hyry, H. S. I., Liippo, J. P. & Virtanen, H. M. (2019). Allergic contact dermatitis caused by glucose sensors in type 1 diabetes patients. Contact Dermatitis, 81(3), 161–166. https://doi.org/10.1111/cod.13337

5 Messer, L. H., Berget, C., Beatson, C., Polsky, S. & Forlenza, G. P. (2018). Preserving Skin Integrity with Chronic Device Use in Diabetes. Diabetes Technology & Therapeutics, 20(S2), S2-54. https://doi.org/10.1089/dia.2018.0080.