Die Insulinpumpentherapie: Mehr Flexibilität im Alltag

Ob spontan eine Runde Laufen, wechselnde Arbeitszeiten, am Wochenende ausschlafen oder sich zwischendurch mal etwas gönnen – die Insulinpumpentherapie ermöglicht Menschen mit Diabetes einen flexibel gestalteten Alltag. Doch wie funktioniert eine Insulinpumpe genau? Welche Vor- und Nachteile gibt es im Vergleich zu Spritze oder Pen? Hier erfahren Sie mehr dazu!

Drei junge Freunde sitzen lachend auf einer Wiese: Dank der Insulinpumpentherapie haben sie wieder mehr Flexibilität im Alltag.

Was ist eine Insulinpumpe und für wen ist eine Insulinpumpentherapie geeignet?

Wenn die Bauchspeicheldrüse bei Menschen mit Diabetes kein oder nur wenig Insulin produziert, ist eine Insulintherapie notwendig, um die Blutzuckerwerte zu stabilisieren. Je nach Alter und Therapieziel sollen Betroffene so einen Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c-Wert) zwischen 6,5 und 8,5 Prozent erreichen, um das Risiko für Diabetes-bedingte Folgeerkrankungen möglichst auf kleinem Niveau zu halten.

Die Insulintherapie mit Pens oder Spritzen schränkt im Alltag häufig ein: Bei der sogenannten intensivierten konventionellen Insulintherapie (ICT) injizieren sich Menschen mit Diabetes mehrmals täglich Insulin:

  • Den Grundbedarf (Basalinsulin) deckt das langsam wirkende Verzögerungsinsulin.
  • Kurzfristig erhöhten Insulinbedarf, beispielsweise zu den Mahlzeiten, müssen Betroffene in der jeweiligen Situation über die Gabe von schnell wirksamem Insulin (Bolus) decken.

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Bei der Insulinpumpentherapie (kontinuierliche subkutane Insulin-Infusion – CSII) entfällt das mehrmals tägliche, häufig auch sehr unangenehme Piksen mit einer Pennadel. Die Pumpe gibt Menschen mit Diabetes die Insulindosis, die sie benötigen. Ohne lästige Injektionen können Träger:innen einer Insulinpumpe viele Dinge im täglichen Leben spontaner und unabhängiger gestalten.

Eine Insulinpumpentherapie ist in erster Linie für Menschen mit Typ-1-Diabetes geeignet. Gerade für Kinder, Jugendliche oder Menschen mit sehr unregelmäßigem Tagesablauf bieten sie einen großen Mehrwert und ein fast „normales“ Leben. Aber auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes mit ICT, bei denen anderweitig keine Blutzuckereinstellung im Zielbereich möglich ist, kann eine Insulintherapie in Form einer CSII die sinnvollste Lösung sein.

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Alles zur Insulinpumpe: Funktion, Wirkung und Aussehen

Eine gesunde Bauchspeicheldrüse gibt ständig kleine Mengen Insulin in den Blutkreislauf ab, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Die Menge des abgegebenen Insulins hängt von der individuellen biologischen Uhr ab. Verschiedene Faktoren beeinflussen sie, beispielsweise physische Aktivität, Stoffwechsel, Stress und Krankheit, aber auch die Mahlzeitengröße.

Bei Menschen mit Diabetes funktioniert die Bauchspeicheldrüse nur eingeschränkt: Sie gibt kein oder zu wenig Insulin in das Blut ab. Um den beeinträchtigten Prozess auszugleichen, bietet sich eine Insulinpumpentherapie an.

Was ist eine Insulinpumpe und wie sieht sie aus?

Die Insulinpumpe übernimmt bei der Insulinpumpentherapie die wichtige Funktion der Bauchspeicheldrüse. Dadurch ähnelt sie dem Insulinfreisetzungsprozess bei Stoffwechselgesunden.

Die Insulinpumpe selbst hat in etwa die Größe einer Streichholzschachtel und sieht aus wie ein kleiner Computer (Bildschirm und Tasten).5 Darin sind eine Insulinampulle, ein Akku sowie die Elektronik zur Steuerung untergebracht. Zur Pumpe gehören des Weiteren

  • eine Kanüle (spezielle dünne Nadel) zur Injektion und
  • ein Katheter (dünner Schlauch), der die Pumpe mit der Nadel verbindet.

Es gibt verschiedene Tragemöglichkeiten für Insulinpumpen:

  • Menschen mit Diabetes können die Pumpe zum Beispiel am Hosenbund befestigen.
  • Zur Fixierung von Kanüle und Katheter am Bauch eignet sich ein großes Pflaster.
  • Mit einem T-Shirt oder Pullover darüber ist die Insulinpumpe so für Unwissende auf den ersten Blick unsichtbar.

Nach rund 2 bis 3 Tagen müssen Betroffene Kanüle, Katheter sowie die Injektionsstelle wechseln. Informieren Sie hier zum Katheterwechsel:

Mehr zum Katheterwechsel >>

Wie funktioniert eine Insulinpumpe?

Die Insulinpumpe gibt in regelmäßigen Abständen kleine Mengen an schnell wirkendem Insulin über den Katheter in das Unterfettgewebe ab und deckt so den Grundbedarf an Insulin (Basalrate). Die Mengen können stündlich anders dosiert sein (Basalratenprofil), um den individuellen Bedarf an Insulin bestmöglich abzubilden. Zu den Mahlzeiten und zur Blutzuckerkorrektur zwischendurch ist es möglich, dass die Pumpe auf Knopfdruck kurzfristig Insulin als Bolus abgibt. So bekommt der Körper nach Bedarf die richtige Insulinmenge zugeführt und Blutzuckerschwankungen lassen sich dadurch reduzieren.

Insulinpumpe: Welche Vor- und Nachteile hat sie?

Wie bei jeder Therapieform gibt es auch bei der Insulinpumpentherapie entscheidende Vorteile, aber auch Nachteile. Letztendlich müssen Menschen mit Diabetes für sich selbst herausfinden, ob die Insulinpumpe für sie passend ist.

Die Pumpe bringt für Menschen mit Diabetes vor allem viele Vorteile mit sich:

  • Mehrmals tägliches Insulinspritzen fällt weg: Betroffene müssen in der Regel nur alle 2 bis 3 Tage das Infusionsset wechseln – je nach Material.6 So ersparen Sie sich hunderte Einstiche, Jahr für Jahr.
  • Bessere Blutzuckereinstellung: Die Insulinpumpe ahmt die kontinuierliche Freisetzung von Basalinsulin aus der Bauchspeicheldrüse besser nach als die intensivierte Insulintherapie mit Pen oder Spritze. Durch die individuelle Anpassung der Insulinzufuhr an den tageszeitlich bedingt schwankenden Insulinbedarf vermindert sich das Risiko von Hyper- oder Hypoglykämien und reduziert sich das Risiko für Diabetes-bedingte Folgeerkrankungen. Zudem leiden Sie dadurch seltener an kurzfristigen unter- oder überzuckerungsbedingten Symptomen wie Müdigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen, und Magenproblemen.
  • Mehr Flexibilität: Sie können wieder ohne größere Vorbereitung Sport treiben. Die Basalrate lässt sich individuell absenken und an Ihr Leben anpassen. In stressigen Zeiten, in denen die Blutzuckerwerte tendenziell höher sind, können Sie durch eine temporär höhere Basalrate gegensteuern.
  • Besserer Schlaf: Die Pumpe berücksichtigt den schwankenden und individuell verschiedenen Insulinbedarf bei Nacht und gleicht durch die kontinuierliche Insulinzufuhr frühmorgendliche Erhöhungen der Blutzuckerwerte aus. So müssen Sie nicht extra aufstehen, um sich Insulin zu spritzen.
  • Babys, Kinder und Jugendliche: Insulinpumpen können im Gegensatz zu Pens kleinste Mengen an Insulin abgeben und so auch bei Kleinkindern und Säuglingen den oft sehr geringen Grundbedarf an Insulin passend decken. Auch auf schwankenden Insulinbedarf während der Pubertät kann die Pumpe bei Jugendlichen mit Diabetes gut reagieren.
  • Schwangerschaft: Im Laufe der Schwangerschaft und nach der Geburt ändert sich der Insulinbedarf mehrmals. Durch die variablen Basalratenprofile der Insulinpumpe ist eine Anpassung an den tatsächlichen Bedarf möglich.

Neben den rein medizinischen Aspekten gibt es auch eine Reihe von anderen individuellen Gründen und Faktoren, die für oder gegen eine Insulinpumpentherapie sprechen können. Nehmen Sie sich Zeit, wiegen Sie Vorteile sowie Nachteile ab und überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Diabetes-Team, was für Sie und Ihren Alltag die beste Lösung ist.

Manche Menschen mit Diabetes finden es vielleicht unangenehm, die Insulinpumpe permanent am Körper tragen zu müssen oder leiden unter Hautirritationen aufgrund des Pflasters und der Kanüle. Die Kosten der Insulinpumpentherapie übernimmt in der Regel die Krankenkasse. Betroffene müssen jedoch hierfür meist ein mehrstufiges Genehmigungsverfahren durchlaufen. Bestimmte Tipps helfen Ihnen womöglich bei der Antragstellung.

Antrag auf Kostenübernahme: so geht‘s >>

Wichtig zu wissen:

Die Insulinpumpe muss stets technisch einwandfrei funktionieren, um die optimale Insulinversorgung gewährleisten zu können. Auch der Aspekt kann im ersten Moment Angst machen. Sprechen Sie über Ihre Bedenken mit Ihrem Diabetes-Team und lassen Sie sich ausführlich beraten.

Medizinische Indikationen für die Insulinpumpentherapie bei Typ-1-Diabetes

Die Entscheidung für oder gegen eine Insulinpumpentherapie hängt nicht nur von der persönlichen Präferenz ab. Bestimmte medizinische Indikationen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Eine Insulinpumpentherapie kann bei Menschen mit Typ-1-Diabetes in folgenden Fällen infrage kommen:

  • Die individuellen Therapieziele sind bisher durch eine Insulintherapie nicht erreicht worden
  • Häufige oder schwere Hypoglykämien kommen trotz Insulintherapie vor
  • Der Tagesablauf ist häufig unregelmäßig, beispielsweise wegen Schichtarbeit oder Tätigkeiten mit unterschiedlicher körperlicher Aktivität
  • Bei Kinderwunsch und zu Beginn einer Schwangerschaft
  • Bei geringem Insulinbedarf
  • Die glykämische Kontrolle unter ICT ist unzureichend (beispielsweise ausgeprägtes Dawn-Phänomen)

Menschen mit Diabetes, die sich für eine Pumpe entscheiden, müssen aus Sicherheitsgründen (zum Beispiel Defekt der Pumpe) zusätzlich auch die intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT) beherrschen. Zusätzlich muss die Anbindung an eine qualifizierte Diabetes-Einrichtung und Diabetes-Schulung sichergestellt sein.

FAQs: Häufige Fragen zur Insulinpumpentherapie

Die Insulinpumpe ist ein kleines Kästchen, das über eine Nadel und einen dünnen Schlauch mit dem Unterhautfettgewebe verbunden ist und beständig kleine Mengen Insulin an den Kreislauf abgibt.

Beim Insulinpen müssen Menschen mit Diabetes selbst Hand anlegen und sich die Insulingaben eigenständig injizieren (mehrmals täglich). Die Insulinpumpe arbeitet hingegen größtenteils automatisch.

Für Kinder ist eine Insulinpumpe sehr gut geeignet, da es für die Kleinen noch schwierig ist, die Insulingabe selbstständig durchzuführen. Die Pumpe erleichtert den Alltag für Kinder mit Diabetes erheblich.

Ja, die Insulinpumpe wirkt mindestens genauso gut wie das Insulin, das sich Menschen mit Diabetes per Pen injizieren. Die Pumpe ermöglicht sogar häufig eine wesentlich bedarfsgerechtere Dosierung und ähnelt stärker dem natürlichen Prozess einer gesunden Bauchspeicheldrüse.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Insulinpumpentherapie.7 Allerdings müssen interessierte Menschen mit Diabetes vorher meist ein mehrstufiges Genehmigungsverfahren durchlaufen.


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Quellen

1 Typ-2-Diabetes – Wie soll der Blutzucker eingestellt sein? Patienten-Information.de. Abgerufen am 3. November 2022, von https://www.patienten-information.de/patientenblaetter/diabetes-hba1c.

2 Diabetes: Insulintherapie - Diabetesinformationsportal. Abgerufen am 1. November 2022, von https://www.diabinfo.de/leben/behandlung/insulintherapie.html.

3 Die Insulinpumpentherapie (CSII). diabetes-news. Abgerufen am 3. November 2022, von https://www.diabetes-news.de/wissen/therapie-typ-1/insulinpumpentherapie.

4 Diabetes: Technische Hilfsmittel - Diabetesinformationsportal. Abgerufen am 2. November 2022, von https://www.diabinfo.de/leben/behandlung/therapie-technik.html.

5 Leben mit einer Insulinpumpe. diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe. Abgerufen am 7. November 2022, von https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/kinder_mit_diabetes_typ_1_und….

6 Gesundheitsinformation.de. Arten der Insulinzufuhr | Gesundheitsinformation.de. gesundheitsinformation.de. Abgerufen am 3. November 2022, von https://www.gesundheitsinformation.de/arten-der-insulinzufuhr.html.

7 Diabetes: Kostenübernahme von Insulinpumpe, CGM, Teststreifen & Co. - Informationen für Fachkreise - Diabetesinformationsportal. Abgerufen am 7. November 2022, von https://www.diabinfo.de/fachkreise/fuer-sie-bereitgestellt/diabetes-im-….