Typ-F-Diabetes: Freunde und Familie

Typ-F – das sind Partner:innen, Eltern, Geschwister und Freund:innen von Menschen mit Diabetes. Die Diagnose eines/einer Familienangehörigen hat Auswirkungen auf alle Beziehungen innerhalb der Familie. Je nachdem bleibt weniger Zeit für jeden einzelnen, eventuell muss die Ernährung umgestellt werden, Tagesabläufe und lieb gewonnene Gewohnheiten stehen auf dem Prüfstand und vieles mehr.

Gemeinsames Essen: Familie und Freunde von Menschen mit Diabetes werden als Typ F bezeichnet.

Diabetes und Familie

Unabhängig davon, wer in der Familie an einem Diabetes erkrankt, sind Veränderungen im alltäglichen Zusammenleben unvermeidbar. Betrifft die Diagnose ein Kind, kann es zu Spannungen und Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf den Umgang mit dem Nachwuchs, die Art und Weise der Therapie, den Grad der Fürsorge und vieles mehr geben. Für Eltern wird die Zusammenarbeit dann noch wichtiger als das bei der Erziehung sowieso schon der Fall ist: Sie sollten beide versuchen, möglichst gleichberechtigt zu agieren und sich die Verantwortung für den Diabetes Ihres Kindes zu teilen.

Und auch für Geschwister ist der Umgang mit der Erkrankung des Bruders oder der Schwester eine große Herausforderung. Es geschieht automatisch, dass sich direkt nach der Diagnose alles um den/die frischgebackene:n Diabetes-Patient:in dreht. Das müssen sie erst einmal akzeptieren. Geschwister können schnell das Gefühl bekommen, dass sie von ihren Eltern vernachlässigt werden. Daher ist es wichtig, alle Kinder altersgerecht in den Umgang mit der Erkrankung einzubeziehen: So lässt sich Unsicherheit und Neid gegenüber dem Geschwisterchen vermeiden.

Bei Paaren besteht die Idealvorstellung des/der verständnisvollen und treusorgenden Partners/Partnerin. Sie gibt es bestimmt auch in der Realität, aber zum Muster Typ-F wird niemand von heute auf morgen. Es braucht Verständnis, und das von beiden Seiten, denn für jeden ist die Situation neu und ungewohnt. Die Balance zwischen Unterstützung und Bevormundung ist mitunter heikel.

Zudem kann die Erkrankung auch finanzielle Einbußen mit sich bringen, mit denen die Beteiligten umgehen müssen. Es ist möglich, dass ein Elternteil oder der/die Partner:in zunächst nicht mehr oder zumindest nicht mehr voll arbeiten kann, zum Beispiel weil die Betreuung des Kindes während der Schulzeit das nötig macht – oder auch weil Folgeschäden die Fortführung des Berufs unmöglich machen.

Für alle innerfamiliären Varianten gilt es, Kompromisse zu schließen. Wichtig dabei ist: Viel miteinander zu reden – über die Erfordernisse der Diabetes-Therapie aber auch über Gefühle und Ängste.

Diabetes und Freunde, Bekannte und Kolleg:innen

Ob die engsten Freund:innen, der weitere Bekanntenkreis oder im Beruf: Aufklärung ist das A und O. Wer über die Erkrankung Bescheid weiß, kann sich entsprechend darauf einstellen – sei es bei der Restaurantauswahl oder beim gemeinsamen Besuch im Fitnessstudio. Auch „Hypolaunen” können Außenstehende besser verstehen und interpretieren, wenn sie wissen, dass in solchen Situationen nicht jedes Wort auf die Goldwaage gelegt werden sollte.

Ebenso hilft es unter Umständen, schwere Stoffwechselentgleisungen rechtzeitig zu erkennen, wenn der/die Freund:in oder Kolleg:innen über die Erkrankung Bescheid wissen. Denn zum einen benötigen Menschen mit Diabetes mitunter eventuell mal fremde Hilfe, und zum anderen ist es auch für den Freundeskreis oder Kolleg:innen wichtig, wenn sie in solchen Momenten darüber informiert sind, was zu tun ist und nicht unwissend in Schockstarre verharren.

Wer den Diabetes erst sehr spät im Verlauf einer Bekanntschaft erwähnt, hinterlässt möglicherweise den Eindruck von mangelndem Selbstbewusstsein, oder von fehlendem Vertrauen in das Gegenüber. Natürlich sollte man nicht mit der Tür ins Haus fallen und den ersten Small Talk mit „Schön, Sie kennenzulernen. Ich bin der Herr Müller und habe Diabetes.“ beginnen. Auf der einen Seite vermeidet offene und ehrliche Kommunikation Missverständnisse und Fehlinterpretationen – trägt also maßgeblich zu einem positiven Eindruck und harmonischen Beziehungen zu den Mitmenschen bei. Andererseits bleibt es jedem selbst überlassen, was er mitteilt – und zum Beispiel im Fall eines frisch diagnostizierten Typ-2-Diabetes  sind Hypo-Risiken in der Regel noch nicht vorhanden und so auch kein Grund, das gesamte Umfeld ins Vertrauen zu ziehen.

Manchmal wird Menschen mit Diabetes – sei es Typ-1 oder Typ-2 – unterstellt, sie seien selbst schuld an ihrer Erkrankung: Unkontrolliertes Essen, zu viele Süßigkeiten, mangelnde Disziplin sind nur einige der gängigen Vorurteile. Dass es sich bei Typ-1 um eine Autoimmunerkrankung handelt und bei Typ-2 auch genetische Faktoren zum Tragen kommen, ist häufig einfach nicht bekannt.

Hier haben Sie die Chance, selbst aktiv Aufklärung zu betreiben: Sie sind der/die Expert:in für Ihre Erkrankung. Sprechen Sie mit Ihren Freund:innen und Bekannten über die Entstehungsgründe, die Symptome und die Anforderungen an Ihren Alltag – das fördert zumindest das Verständnis.