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Hilfe, was mache ich nur mit dem ganzen Diabetes-Müll?

Keine Frage, medizinische Hilfsmittel wie Pennadeln, Katheter und Schläuche für Insulinpumpen müssen hygienisch verpackt sein. Doch auch wenn es um die Gesundheit geht, legen inzwischen immer mehr Menschen Wert auf Nachhaltigkeit. Wie lässt sich die Abfallmenge rund um Diabetesprodukte und -zubehör reduzieren?

Sie liegen im Rinnstein, flattern über öffentliche Plätze und hängen an Ästen im Gebüsch: achtlos weggeworfene Einwegmasken, die seit Beginn der COVID-19-Pandemie zu den notwendigen Accessoires zählen, ohne die niemand mehr das Haus verlässt. Auch in medizinischen Einrichtungen wie Kliniken, Arztpraxen, Impf- und Testzentren wachsen die Müllberge durch Einweg-Schutzkleidung, Corona-Tests und Einwegspritzen. Corona zeigt als besonders aktuelles Beispiel, dass im Medizinbetrieb eine Menge Müll anfällt. Doch Gleiches gilt auch für die Diabetestherapie: Wer den Blutzucker misst, einen Glukosesensor trägt, Tabletten einnimmt, Insulin mit einem Insulinpen abgibt oder eine Insulinpumpe nutzt, produziert eine Menge Müll.

Müll vermeiden und Einwegprodukte konsequent recyceln

Die europäische Gesetzgebung sieht zwar vor, dass Produkte so designt und hergestellt werden müssen, „[…] dass ihre sichere Entsorgung und die sichere Entsorgung der damit verbundenen Abfallstoffe durch Anwender:innen, Patient:innen oder andere Personen erleichtert wird. Zu diesem Zweck sollen die Hersteller Verfahren und Maßnahmen ermitteln und erproben, mit denen ihre Produkte nach der Verwendung sicher entsorgt werden können. Diese Verfahren sind in der Gebrauchsanweisung zu beschreiben.“1 Doch Diabetes-Müll in Form von Blisterpackungen, Einweg-Insulinpens, Pennadeln, Applikatoren für Glukosesensoren oder Katheterschläuchen für Insulinpumpen besteht in der Regel aus Kunststoff bzw. Verbundstoffen. Deren exakte Materialzusammensetzung lässt sich meist nur schwer ermitteln. Manche enthalten Batterien, die fest verbaut sind und sich nicht ohne Weiteres herauslösen lassen. Entsorgt man einen gebrauchten Glukosesensor im Restmüll oder in der Sammelbox für Altbatterien? Darf man benutzte Pennadeln in den gelben Sack werfen oder vielleicht doch nur die Schutzkappen aus Plastik? Und wie wird der Applikator für einen CGM-Sensor korrekt entsorgt?

Einzelne Initiativen wollen Abfallaufkommen reduzieren

Viele Menschen mit Diabetes sind deshalb unsicher, wie sie ihren Diabetes-Müll korrekt entsorgen sollen. Sie wünschen sich aber auch, dass ihre Diabetestherapie zum einen weniger Abfall produziert und dass zum anderen Einwegprodukte konsequent recycelt werden. So wurden beim Diatec-Kongress 2022 und dem anschließenden T1Day Stimmen laut, die auch in der Diabeteswelt ein Umdenken von der Wegwerf- zur Kreislaufwirtschaft fordern.2 Tatsächlich gibt es mittlerweile auch in der Diabetesindustrie einzelne Initiativen, die sich zum Ziel gesetzt haben, das Abfallaufkommen zu reduzieren. Sie reichen von der Rücknahme und Wiederverwertung von Einweg-Insulinpens über kleinere Glukosesensoren, die mit entsprechend weniger Material und Verpackung auskommen, bis hin zu stabilen und wiederverwendbaren Transportboxen anstelle von Einweg-Verpackungen aus Kunststoff oder Pappe.

Startschuss für die Initiative ‚Green Diabetes‘

Um Engagierte firmen- und branchenübergreifend zusammenzubringen und Initiativen zu bündeln, hat im Juli 2021 die Diabetes Technology Society (DTS) den virtuellen ‚Green Diabetes Summit‘ veranstaltet, an dem 23 Vertreter und Vertreterinnen der wichtigsten Interessengruppen aus den Vereinigten Staaten und Europa teilnahmen. Erstes Ergebnis war eine ‚Green Diabetes Declaration‘3, die sich erst einmal an all diejenigen richtet, die beruflich mit Diabetestechnologie zu tun haben: Angehörige von Gesundheitsberufen, Hersteller sowie Regierungs- und Aufsichtsbehörden.

Wünsche und Ideen für mehr Nachhaltigkeit

Auch Menschen mit Diabetes sammeln mittlerweile Ideen für mehr Nachhaltigkeit in der Diabetestherapie. Zu ihren Wünschen, die sie z. B. beim T1Day äußerten, zählen:

  • Recycling-Hinweise auf den Umverpackungen von Diabetesprodukten
  • Mehrfach verwendbare Applikatoren für Glukosesensoren
  • Transportverpackungen ohne Füllmaterial aus Kunststoff
  • Separat erhältliche Katheter und Kanülen für Insulinpumpen anstelle von Sets für die bedarfsgerechte Versorgung
  • Recycling-Programme der Hersteller

Praktische Tipps für den Entsorgungsalltag

Doch bereits jetzt kann jeder oder jede Einzelne etwas dafür tun, dass Diabetes keine unnötigen Umweltprobleme verursacht. Hier also ein paar praktische Tipps für den Alltag:

  • Kartons und Umverpackungen aus Pappe im Altpapier entsorgen.
  • Beim lokalen Entsorgungsunternehmen erkundigen, wie Glukosesensoren mit eingebauten Batterien korrekt entsorgt werden.
  • Diabetesmüll, der mit Körperflüssigkeiten in Kontakt war und deshalb potenziell infektiös ist (benutzte Blutzucker-, Urin- oder Ketonteststreifen, Pennadeln, Pumpen-Katheter oder Applikatoren von Glukosesensoren etc.) gehört in den Hausmüll.
  • Spitze Gegenstände, an denen man sich verletzen kann (Pennadeln, Kanülen etc.), sollten zur Sicherheit in einem Kanülenbehälter gesammelt werden. Solche Behälter sind u. a. in Apotheken erhältlich.

Verpackungen dienen der Hygiene und Sicherheit von Produkten

Generell sollte man aber nicht vergessen, dass die Verpackung von medizinischen Produkten einer Reihe von Vorschriften unterliegt, die der Sicherheit der Patientinnen und Patienten und ihrem Schutz vor Verunreinigungen und Infektionen dienen. Aus diesem Grund sind z. B. Einweg-Nadeln für Insulinpens separat verpackt und mit Schutzkappen ausgestattet. Der Wunsch nach weniger Diabetes-Müll sollte auch niemanden dazu verleiten, z. B. die Katheter von Insulinpumpen länger als empfohlen zu tragen oder Einweg-Pennadeln mehrfach zu verwenden. Eine zu lange Liegedauer bei Kathetern kann schließlich zu Hautirritationen und Entzündungen führen, ebenso wie Pennadeln durch den mehrfachen Gebrauch rasch abstumpfen und so Verhärtungen des Gewebes begünstigen können, die wiederum zu schlechterer Insulinwirkung führen können. Hygiene und Therapiesicherheit sind schließlich ebenso wichtige Argumente wie der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit.

 

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Quellen

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