Oft als Zweiergespann unterwegs: Parodontitis und Diabetes

Menschen mit Diabetes sollten besonders gut auf ihre Mundgesundheit achten, weil sie viel häufiger Parodontitis bekommen als Stoffwechselgesunde.1 Umgekehrt zählen Erkrankungen des Zahnfleisches auch zu den Risikofaktoren für Diabetes.2 Eine Studie stellt die Zusammenhänge dar.

Junge Frau lacht mit offenem Mund in die Kamera: Trotz Diabetes hat sie ihre Mundgesundheit im Griff und beugt dadurch einer Parodontitis vor.

Unterschied zwischen Parodontose und Parodontitis

Sowohl bei Parodontose als auch bei Parodontitis bildet sich Zahnfleisch zurück.3 Dennoch unterscheiden sich beide Erkrankungen in einem wesentlichen Punkt: Während bei einer Parodontose keine Entzündung und deshalb zunächst nur ein geringes Gesundheitsrisiko vorliegt, ist bei einer Parodontitis das Zahnfleisch chronisch entzündet.3 Auslöser sind meist Beläge, die sich auf der Zahnoberfläche und in Zahnzwischenräumen absetzen.3 Werden sie nicht entfernt, kann Zahnstein entstehen, in dem sich Bakterien ansiedeln. Normalerweise setzt dann das Immunsystem ein und bekämpft die Erreger, aber manchmal nur unvollständig. In der Folge dringen die Bakterien weiter in das Gewebe vor und schädigen es.3 Aus anfangs meist harmlosen Symptomen kann sich eine Entzündung des kompletten Zahnhalteapparates entwickeln. Die Parodontitis führt manchmal dazu, dass sich Zähne lockern und im schlimmen Fall sogar ausfallen.3 Zusätzlich kann die chronische Entzündung auch weitere Organsysteme betreffen. Zusammenhänge mit Gefäßverkalkung (Arteriosklerose), Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Alzheimer und Krebserkrankungen sind bereits seit Längerem bekannt.3

Diabetes und Parodontitis begünstigen sich gegenseitig

Zum Zusammenhang speziell zwischen Parodontitis und Diabetes ist 2021 eine Studie erschienen, in der die Forschenden 15 Beobachtungsstudien ausgewertet haben.4 Das Ergebnis zeigt, dass Parodontitis und Diabetes sich gegenseitig bedingen können.4 Für Menschen mit Diabetes ist das  Risiko für Zahnfleischerkrankungen demnach um 24 Prozent höher als für Stoffwechselgesunde.4 Gleichzeitig ist das Risiko für das Neuauftreten eines Diabetes bei vorliegender Parodontitis um 26 Prozent höher als bei Personen mit gesundem Zahnhalteapparat.4 Der mögliche Grund: Entzündliche Prozesse könnten den gegenseitigen Zusammenhang zwischen Parodontitis und Diabetes erklären.4 Denn zum einen setzen dauerhaft hohe Blutzuckerwerte Entzündungsprozesse im ganzen Körper in Gang – auch in der Mundhöhle.4 Zum anderen lösen Bakterien aus dem Mundraum manchmal auch Entzündungen in anderen Körperregionen aus.4 In der Folge reagieren Körperzellen schlechter auf das körpereigene Insulin (Insulinresistenz), wie es für Typ-2-Diabetes typisch ist.

Blutzuckerwerte und Mundgesundheit im Blick behalten

Die Wissenschaftler:innen raten Menschen mit Parodontitis daher, ihren Blutzucker im Blick  zu haben und sich regelmäßig auf das Vorliegen von Diabetes untersuchen zu lassen. Umgekehrt empfehlen sie Menschen mit Diabetes, ihrer Mundgesundheit besonders Aufmerksamkeit zu schenken und die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen in der Zahnarztpraxis wahrzunehmen, um einer Parodontitis vorzubeugen.

Anleitung zum Blutzuckermessen

Symptome für eine Erkrankung des Zahnhalteapparates

Eine Parodontitis verläuft in der Regel zunächst völlig schmerzlos. Folgende Anzeichen können auf eine Erkrankung des Zahnhalteapparates hindeuten:5

  • Häufiges Zahnfleischbluten
  • Geschwollenes und stark gerötetes Zahnfleisch
  • Zahnfleischrückgang
  • Auffälliger Zahnbelag oder Zahnstein
  • Schmerzempfindliche Zahnhälse
  • Unangenehmer Mundgeruch oder schlechter Geschmack im Mund
  • Entzündliches Sekret, das sich aus den Zahnfleischtaschen entleert
  • Gelockerte Zähne

Dabei ist gerötetes und geschwollenes Zahnfleisch meist das erste Symptom.5 Es weist darauf hin, dass sich das Gewebe entzündet hat.

Gewissenhafte Zahnpflege und gesunder Lebensstil

Menschen mit Diabetes können selbst aktiv werden, um ihr Risiko für Parodontitis zu senken:3

  • Gute Zahnpflege. Mindestens zweimal am Tag Zähne putzen, dabei auch an Zunge und Zahnzwischenräume denken. Manche Fachleute empfehlen auch Ölziehen, um Zahnbettentzündungen vorzubeugen.
  • Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen. 1- bis 2-mal jährliche Kontrollbesuche in der Zahnarztpraxis wahrnehmen, gegebenenfalls inklusive professioneller Zahnreinigung.
  • Auf ausgewogene Ernährung achten. Zu viel Zucker und zuckerhaltige Nahrungsmittel oder Getränke meiden und gleichzeitig das Immunsystem stärken – zum Beispiel mit Vitamin C, D sowie gesunden Fetten.
  • Auf Zigaretten verzichten. Nikotin erschwert die Durchblutung des Zahnfleisches, was es schwerer macht, eine Parodontitis zu erkennen. Zudem erkranken Raucher:innen im Schnitt öfter und schwerer an Parodontitis.

Für Parodontitis gibt es keine vollständige Heilung.3 Die Behandlung zielt darauf ab, die Beschwerden zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.3

Quellen

1 Parodontitis und Diabetes – Parodontitis als Begleiterkrankung des Diabetes mellitus. Bundeszahnärztekammer. Abgerufen am 17. November 2022, von https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/brosch/1101_zahnaerzte_diabetes_mun….

2 Ursachen und Auswirkungen. Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV). Abgerufen am 17. November 2022, von https://www.kzbv.de/ursachen-und-auswirkungen.93.de.html.

3 Parodontitis vs. Parodontose: Das ist der Unterschied. dental suite Rheinauhafen MVZ. Abgerufen am 17. November 2022, von https://www.zahnarzt-rheinauhafen.de/parodontitis-parodontose-unterschi….

4 Bidirectional association between periodontal disease and diabetes mellitus: a systematic review and meta-analysis of cohort studies. Stöhr, J. u.A. Zuletzt abgerufen am 17. November 2022, von https://www.nature.com/articles/s41598-021-93062-6.

5 Gesund im Mund bei Diabetes. Bundeszahnärztekammer. Abgerufen am 17. November 2022, von https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/brosch/1101_patienten_diabetes_mund….