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Menschen mit Diabetes sollten ganz besonders auf ihre Mundgesundheit achten, denn bei ihnen kommt es deutlich häufiger als bei stoffwechselgesunden Menschen zu Parodontitis. Umgekehrt gelten Erkrankungen des Zahnfleisches und des Zahnhalteapparates aber auch zu den Risikofaktoren für das Auftreten eines Diabetes. Eine aktuelle Studie hat die Zusammenhänge beleuchtet.
Viele Menschen haben im Laufe ihres Lebens mit Erkrankungen des Zahnfleisches zu tun. Den meisten kommt bei den Begriffen Parodontose oder Parodontitis vermutlich die TV-Werbung für Zahnpasta in den Sinn: Wenn das Zahnfleisch häufig blutet und sich zurückbildet, kann man nicht mehr so kraftvoll in den knackigen Apfel beißen.
Bei beiden Krankheitsbildern kommt es zu einem Rückgang des Zahnfleisches. Dennoch unterscheiden sich Parodontose und Parodontitis in einem wesentlichen Punkt: Während bei einer Parodontose keine Entzündung und deshalb zunächst nur ein geringes Gesundheitsrisiko vorliegt, ist bei einer Parodontitis das Zahnfleisch chronisch entzündet.1 Ausgelöst wird sie überwiegend durch Beläge, die sich auf der Zahnoberfläche und in Zahnzwischenräumen absetzen. Werden sie nicht entfernt, kann Zahnstein entstehen, in dem sich Bakterien ansiedeln. Wenn es dem Immunsystem nicht gelingt, die Bakterien wieder abzuwehren, dringen sie weiter in das Gewebe vor und schädigen es. Aus anfangs meist harmlosen Symptomen kann sich eine Entzündung des kompletten Zahnhalteapparates entwickeln. Die Parodontitis kann dazu führen, dass die Zähne nicht mehr fest sitzen und im schlimmsten Fall ausfallen. Doch neben dem erhöhten Risiko für Zahnverlust kann die chronische Entzündung auch weiteren Organsystemen gefährlich werden. Zusammenhänge mit Gefäßverkalkung (Arteriosklerose), Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Alzheimer und Krebserkrankungen sind bereits seit Längerem bekannt.
Zum Zusammenhang speziell zwischen Parodontitis und Diabetes ist kürzlich eine Studie2 erschienen, in der die Ergebnisse von 15 Beobachtungsstudien ausgewertet wurden. Sie zeigt, dass die beiden Erkrankungen sich gegenseitig bedingen können. Bei Menschen mit Diabetes treten demnach häufiger Zahnfleischentzündungen und Parodontitis auf als bei Menschen ohne Diabetes – die Forschenden berechneten ein um 24 Prozent erhöhtes Risiko. Gleichzeitig ist das Risiko für das Neuauftreten eines Diabetes bei Menschen mit Parodontitis um 26 Prozent höher als bei Personen mit gesundem Zahnhalteapparat. Die Autor:innen der Studie vermuten, dass entzündliche Prozesse den gegenseitigen Zusammenhang zwischen Parodontitis und Diabetes erklären könnten. Denn zum einen können dauerhaft hohe Blutzuckerwerte Entzündungsprozesse im ganzen Körper in Gang setzen – auch in der Mundhöhle. Zum anderen können Bakterien aus dem Mundraum auch Entzündungen in anderen Körperregionen hervorrufen, was dazu führen kann, dass die Körperzellen nicht mehr gut auf das körpereigene Insulin reagieren (Insulinresistenz), wie es für einen Typ-2-Diabetes typisch ist.
Die Wissenschaftler:innen raten Menschen mit Parodontitis daher, ihren Blutzucker im Blick zu haben und sich regelmäßig auf das Vorliegen von Diabetes untersuchen zu lassen. Umgekehrt empfehlen sie Menschen mit Diabetes, ihre Mundgesundheit besonders ernst zu nehmen und die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen in der Zahnarztpraxis wahrzunehmen, um einer Parodontitis vorzubeugen.
Anleitung zum Blutzucker messen >
Eine Parodontitis verläuft in der Regel zunächst völlig schmerzlos. Folgende Anzeichen können auf eine Erkrankung des Zahnhalteapparates hindeuten3:
Menschen mit Diabetes können selbst aktiv werden, um ihr Risiko für Parodontitis zu senken:
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1 Patienteninformation zur Parodontalbehandlung der Bundeszahnärztekammer, siehe https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/pati/bzaekdgzmk/4_01_parodontalbehandlung.pdf [Link zuletzt abgerufen am 22.4.2022]
2 Stöhr, J. et al.: Bidirectional association between periodontal disease and diabetes mellitus: a systematic review and meta‑analysis of cohort studies. In: Sci Rep, 2021, 11: 13686 [Link zuletzt abgerufen am 22.4.2022]
3 Patienteninformation ‚Gesund im Mund bei Diabetes’, siehe https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/brosch/1101_patienten_diabetes_mundgesundheit.pdf [Link zuletzt abgerufen am 22.4.2022]