Besonderheiten bei Diabetes im Alter
In der Altersgruppe 60 plus geht die Diabetes-Therapie über die bloße Kontrolle des Blutzuckers weit hinaus. Schließlich kommen im Alter zum Diabetes oft weitere gesundheitliche Probleme wie Osteoporose, Demenz oder Arthrose dazu. Manche Einschränkungen wie zum Beispiel verringertes Sehvermögen können durch die Stoffwechselerkrankung verursacht oder verstärkt sein.
Medikamente und Begleiterkrankungen: So behalten Sie den Überblick
Eine besondere Herausforderung bei Diabetes im Alter sind Begleiterkrankungen und die daraus häufig folgende vielfache Medikamenteneinnahme. Die Diabetes-Therapie gleicht einem Balanceakt: Welche Arzneimittel vertragen sich miteinander? Welche sollten Sie besser absetzen, um unerwünschte Wechselwirkungen zu vermeiden?
Ärzt:innen sollten regelmäßig prüfen, ob die Medikamenteneinnahme noch auf dem aktuellen Stand ist. Ein Medikationsplan hilft, den Überblick zu behalten und gegebenenfalls mögliche Wechselwirkungen bei Neuverordnungen auszuschließen.2 Dabei sollten die Wünsche zur Lebensqualität der Senior:innen und ihre Fähigkeiten zur Selbstversorgung immer Berücksichtigung finden: Keine leichte Aufgabe für alle Beteiligten, diese oftmals gegensätzlichen Anforderungen auszubalancieren.
Tipp bei Diabetes im Alter: Lassen Sie regelmäßig einmal im Jahr Ihre Nierenfunktion (Kreatinin-Wert, glomeruläre Filtrationsrate) prüfen – insbesondere, wenn Sie viele Medikamente einnehmen.
Diabetes-Schulung und Therapie im Alter
Schulungsprogramme speziell für ältere Menschen mit Diabetes sind ratsam. Gerade, wenn erste körperliche oder geistige Beeinträchtigungen vorliegen, führt die Schulung zu einer besseren Blutzuckereinstellung, gibt Sicherheit im Umgang mit Insulin und verbessert so letztendlich die Lebensqualität.3
Menschen mit Typ-1-Diabetes setzen im Alter die Insulintherapie fort. Bei Typ-2-Diabetes werden sie vielleicht erstmals konfrontiert mit weiteren Therapiemöglichkeiten wie Insulinpen und Broteinheiten, falls Tabletten nicht mehr genügen:2
- Die intensivierte Insulintherapie verlangt viel Eigenverantwortlichkeit und Fachwissen. Allerdings bietet sie mehr Freiheiten im Alltag und Mahlzeitenrhythmus.
- Die konventionelle Insulintherapie erfordert einen strengeren Tagesplan und schränkt das Essverhalten ein. Sie ist dafür leichter anzuwenden. Bei nachlassenden kognitiven Fähigkeiten im Alter kann ein Umstieg sinnvoll und erleichternd sein.
Je nach persönlichen Ressourcen und Vorlieben variieren die Möglichkeiten der Therapie zur Kontrolle der Normwerte bei Blutzucker im Alter.
Vorsicht bei Blutfetten und erhöhtem Blutdruck
Fettstoffwechselstörungen (erhöhte Cholesterinspiegel) und Bluthochdruck kommen häufig bei Menschen mit Diabetes vor. Sie steigern das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Um diese Folgeerkrankungen zu vermeiden, legt das Diabetes-Team daher bei älteren Personen ein besonderes Augenmerk auf gute Werte.
Je nach individueller Situation akzeptiert medizinisches Fachpersonal bei älteren Menschen mit Diabetes einen Blutdruck bis 140 zu 85 – bei Vorliegen von Begleiterkrankungen können auch andere Zielwerte vereinbart werden.3 Abhängig von weiteren Risikofaktoren und Erkrankungen ist beim Cholesterin ein LDL Spiegel unter 100 mg/dl (2,5 mmol/l) bis hin zu 70 mg/dl (1,8 mmol/l) ratsam.3
Diabetes im Alter – Unterstützung durch Technik
Für viele Menschen mit Diabetes gehören technische Hilfsmittel zum Diabetes-Management längst zum Alltag. Mittlerweile sind sogar Modelle speziell für Ältere auf dem Markt: So gibt es seniorengerechte Blutzuckermessgeräte oder Insulin-Pens. Accu-Chek Instant bietet beispielsweise für typische altersbedingte Einschränkungen Vorteile wie ein großes, beleuchtetes Display und ist einfach in der Handhabung.
Bei der Auswahl von Geräten für ältere Menschen ist darauf zu achten, dass die Stechhilfe ohne Kraftaufwand zu spannen ist, die Nadeln sich gut einsetzen lassen und die Teststreifen gut zu greifen sind.3
Weitere Hilfsmittel, die Ihnen das Leben mit Diabetes im Alter vereinfachen können:3
- Ein großes Sichtfeld oder Sprachfunktion beim Blutzuckermessgerät
- Automatische digitale Speicherung der Messwerte
- Insulinpens, die sich einfach und mit wenig Kraft bedienen lassen
- Antirutschsocken oder Hüftschutzhosen, um Stürze beziehungsweise Verletzungen zu vermeiden
- Automatische Erinnerung (Handy-App) zur Medikamenteneinnahme
- Dosierhilfe für Medikamente
- Automatische Beleuchtungen mit Bewegungssensoren zur Sturzvermeidung
Diabetes im Alter führt häufig auch zu Fragen der Pflegebedürftigkeit. Achten Sie als Angehörige bei der Auswahl von Pflegeheimen darauf, dass speziell auf Diabetes geschultes Personal in den Heimen arbeitet. Es kennt die besonderen Bedürfnisse von älteren Menschen mit Diabetes. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) bietet für Pflegekräfte viele Schulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen an.2