Hyperglykämie: Was tun bei Überzuckerung?

 Hyperglykämie oder Überzuckerung bezeichnen zu hohe Blutzuckerspiegel. Dazu kommt es, wenn der Blutzucker nicht mehr auf natürliche Weise reguliert werden kann. Was sich dahinter verbirgt und was Sie dagegen unternehmen können, erfahren Sie hier.

Gondel am höchsten Punkt: Was tun bei Hyperglykämie (Überzuckerung)?

Wieso steigen Blutzuckerwerte?

Das Hormon Insulin ist der Schlüssel zu unseren Blutzuckerwerten: Diese steigen bei Menschen mit Diabetes, weil

  • der Körper nur noch wenig oder gar kein Insulin mehr produziert oder
  • die Körperzellen resistent gegen die Wirkung des Insulins geworden sind.

Das Insulin  hat die Aufgabe, den aus der Nahrung gewonnenen Zucker über den Blutkreislauf in die Zellen aufzunehmen. So werden diese mit Energie versorgt. Das wiederum senkt den Blutzuckerspiegel.

Bei Menschen mit unbehandeltem Diabetes ist der Blutzucker chronisch erhöht. Die Gründe dafür sind verschieden: Im Falle des Typ-1-Diabetes  führt eine fehlgeleitete Immunreaktion gegenüber den insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse dazu, dass diese durch die körpereigenen Abwehrkräfte zerstört werden. Es entsteht ein absoluter Insulinmangel.

Ein Typ-2-Diabetes  ist dagegen vor allem anfangs durch eine Insulinresistenz gekennzeichnet. Das bedeutet, dass die Körperzellen für die Wirkung des Insulins unempfindlich geworden sind. Die Bauchspeicheldrüse produziert zunächst zwar noch Insulin, es verliert jedoch seinen Effekt. Ein relativer Insulinmangel liegt vor.

Im Krankheitsverlauf kann sich die Bauchspeicheldrüse auch ganz erschöpfen und produziert dann kein Insulin mehr. Gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung können die Insulinempfindlichkeit unter Umständen wieder verbessern.

Was passiert bei einer Überzuckerung?

Wenn die Blutzuckerwerte  die sogenannte Nierenschwelle von circa 180 mg/dl (10 mmol/l) überschreiten, beginnt der Körper den Zucker über die Nieren beziehungsweise den Urin auszuscheiden. Damit kann ein Flüssigkeitsverlust von mehreren Litern am Tag einhergehen – verbunden mit häufigem Harndrang, starkem Durst und der Gefahr, dass der Körper austrocknet. Von einer Überzuckerung spricht man ab Werten von 180 mg/dl (>10 mmol/l).

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Gerade ältere Menschen mit Typ-2-Diabetes verkennen die Symptome starken Harndrang und großen Durst oftmals – was das Ganze noch gefährlicher macht. Durch den Wasserverlust gehen die wichtigen Mineralstoffe Kalium und Magnesium verloren. Wadenkrämpfe und Muskelschmerzen treten auf. Noch gravierender ist: Durch den Wasserverlust trocknet der ganze Körper nach und nachaus. Austrocknung und Übersäuerung äußern sich in Abgeschlagenheit und Müdigkeit. Das kann sich bis in das Stadium der tiefen Bewusstlosigkeit des diabetischen (hyperosmolaren) Komas steigern.

Vor allem bei Typ-1-Diabetes kommt noch ein Risiko hinzu: Besteht ein absoluter Insulinmangel, können die Körperzellen nicht mehr mit Energie versorgt werden. Der Körper beginnt Fettreserven abzubauen, um daraus die benötigte Energie zu gewinnen. Bei dem Vorgang bilden sich Ketone, die womöglich das Blut übersäuern (Ketoazidose). Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen gelten als häufige Begleiterscheinungen. Weitere Folgen sind eine tiefe Atmung und der Atem riecht nach Azeton, vergleichbar mit faulen Äpfeln oder Nagellackentferner. Da in solchen Fällen Hunger und Appetit nicht groß sind, reduzieren viele Betroffene daraufhin ihre Insulinzufuhr. Dadurch verschlimmert sich die bereits kritische Stoffwechsellage zusätzlich.

Eine lebensbedrohende Situation stellt sich ein: das ketoazidotische Koma. Diese Mechanismen betreffen vor allem Menschen mit Typ-1-Diabetes. Bei Typ-2 verhindert meist die noch vorhandene geringe Insulinausschüttung eine Übersäuerung des Blutes bei steigendem Blutzucker.

Warnsignale bei erhöhtem Blutzucker

Die Beschwerden der Überzuckerung sind symptomatisch für Diabetes. Menschen mit Typ-2-Diabetes nehmen sie jedoch oft schwächer wahr. Häufig spüren sie die Anzeichen der Hyperglykämie erst dann, wenn sie schon längere Zeit erhöhte Blutzuckerwerte haben.

Ein sicherer Weg festzustellen, ob bereits ein erhöhter Blutzucker vorliegt und Hyperglykämien zu vermeiden, ist regelmäßiges Blutzuckermessen. Mögliche Warnsignale für erhöhte Blutzuckerwerte sind auf einen Blick:

  • Vermehrtes Wasserlassen
  • Verstärktes Durstgefühl
  • Trockene Haut und Juckreiz
  • Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Erschöpfung
  • Sehstörungen
  • Anfälligkeit für Infektionen
  • Schlechte Wundheilung
  • Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen
  • Appetitlosigkeit
  • Rascher Gewichtsverlust
  • Tiefer Atem mit Azetongeruch
  • Ketone im Urin (nachweisbar mittels Teststreifen aus der Apotheke)

Hilfe bei Hyperglykämie: Ketoazidose vorbeugen

Schwere Hyperglykämien können eine Notfallsituation zur Folge haben, die sich jedoch durch rechtzeitiges Handeln vermeiden lässt. Bei ersten Anzeichen einer Überzuckerung und zu hohen Werten sind folgende Maßnahmen hilfreich:

  • Viel Wasser trinken, um den Flüssigkeitshaushalt zu stabilisieren – selbst bei Übelkeit und Erbrechen schluckweise Flüssigkeit aufnehmen.
  • In regelmäßigen Abständen Blutzucker messen und die Ketonausscheidung im Urin überprüfen.
  • Bei erhöhten Werten eine vorher mit dem/der Ärzt:in besprochene Menge Insulin spritzen, um den Blutzuckerspiegel zu senken.
  • Fällt der Keton-Test positiv aus, umgehend ärztliche Hilfe suchen.

Bei Typ-1-Diabetes kann sich eine Ketoazidose bei stark erhöhten Blutzuckerwerten von über 250 mg/dl (13,9 mmol/l) anbahnen. Häufiger Grund für eine Ketoazidose bei einer bestehenden Insulintherapie sind vergessene oder zu niedrig dosierte Insulingaben. Manchmal ist dabei eine Infektion im Spiel: Der Blutzuckerspiegel steigt besonders bei Fieber. Diesen Anstieg bewirken Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin oder Cortisol.

Allgemein können Sie erhöhten Blutzuckerwerten vorbeugen, indem Sie

  • Gegebenenfalls notwendige blutzuckersenkende Medikamente wie mit dem/der Ärzt:in besprochen einnehmen
  • Sorgfältig auf Ihre Ernährung achten
  • Sich genügend bewegen
  • Ursachen für Stress verringern
  • Schnell auf Krankheiten und Infektionen reagieren
  • Häufig Blutzucker messen