Erhöht Kaffee bei Diabetes den Blutzucker oder ist er sogar gesund?

Dürfen Diabetiker:innen eigentlich Kaffee trinken und, wenn ja, wie viel ist erlaubt? Anders als häufig angenommen, hat moderater Genuss kaum negative Auswirkungen auf den Körper.1 Im Gegenteil: Untersuchungen zeigen, dass Kaffee gesundheitliche Vorteile mit sich bringen kann – für Personen mit oder ohne Diabetes.1 Alles zum beliebten Heißgetränk erfahren Sie hier!

Wie wirkt sich Kaffee bei Diabetes aus? 3 Tassen Kaffee auf einem Tisch.

Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel: Dürfen Diabetiker:innen Kaffee trinken?

Studien zeigten, dass Koffein – der Wachmacher im Kaffee – den Blutzucker im Laufe des Tages erhöhen kann. Andere Untersuchungen ergaben hingegen: Kaffee verbessert die Insulinsensitivität und senkt so die Blutzuckerwerte.2 Wie passt das also zusammen? Expert:innen nehmen eine unterschiedliche Wirkung von Kaffee und Koffein auf den Insulinspiegel im Körper an.2

Reines Koffein – etwa in Kapseln – verschlechtert den Zuckerstoffwechsel vor allem nach dem Essen kurzfristig. Das gilt jedoch nicht, wenn Personen es in Form von Kaffee zu sich nehmen.

Filterkaffee oder Espresso – was ist besser?

Auf die Zubereitungsart kommt es an: Eine schwedische Studie ergab, dass ungefiltert aufgebrühter Kaffee das Diterpen Chlorogensäure enthält. Es hat einen negativen Einfluss auf die Blutfettwerte und auf den Anteil der Aminosäure Homocystein im Blut. Dieser Wert ist ein wichtiger Risikofaktor bei Typ-2-Diabetes. Beim Filtern werden diese Stoffe aufgefangen – Filterkaffee ist also wesentlich gesünder als Brühkaffee.

Kaffee und seine positiven Auswirkungen bei Typ-2-Diabetes

Eine gute Nachricht für alle Kaffee-Liebhaber:innen: Studien zufolge kann täglicher Kaffeegenuss die Gefahr von Typ-2-Diabetes deutlich reduzieren. Als maßgeblich dafür gelten die enthaltenen Antioxidantien – sie beugen oxidativem Stress in den Körperzellen vor, der neben dem Alterungsprozess auch verschiedene Krankheiten begünstigt.1 Im Vergleich mit anderen Getränken stellte sich Kaffee sogar als das stärkste Antioxidans heraus.1 Keinen Einfluss darauf scheint hingegen das Koffein zu haben – die entkoffeinierte Variante zeigte ähnliche Wirkungen.1

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Eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2004 konnte sogar zeigen, dass der schützende Effekt steigt, je mehr Kaffee man am Tag trinkt. 6 Tassen täglich senken das Risiko für Typ-2-Diabetes demzufolge:5

  • Bei Männern um 50 Prozent
  • Bei Frauen um fast 30 Prozent

Und auch im Zusammenhang mit Gestationsdiabetes gibt es Erkenntnisse: Laut einer Studie aus Singapur entwickelt jede 5. Frau mit Schwangerschaftsdiabetes  später im Leben einen Typ-2-Diabetes. Kaffeetrinkerinnen können dieses Risiko jedoch verringern, und zwar um:6

  • 9 Prozent bei 1 Tasse täglich
  • 17 Prozent bei 2 bis 3 Tassen täglich
  • 54 Prozent bei 4 oder mehr Tassen täglich

Aber Vorsicht: Zu viel Kaffee kann sich anderweitig negativ auf den Körper auswirken. Mediziner:innen empfehlen deshalb täglich maximal:2

  • 6 Tassen Espresso oder
  • 4 Tassen Filterkaffee

Schwangere Frauen sowie Personen, die besonders sensibel auf Koffein reagieren, sollten noch weniger Kaffee trinken.2

Ist Kaffee trinken also das Mittel der Wahl gegen Diabetes?

Trotz der vielversprechenden Studienergebnisse empfehlen Expert:innen weiterhin eine gesunde Ernährung, genügend Bewegung und das Vermeiden von Übergewicht, um Typ-2-Diabetes effektiv vorzubeugen.1

Kann Kaffee vor Typ-1-Diabetes schützen?

Hier lautet die klare Antwort: Nein. Bei Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem richtet sich gegen die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Die Folge: Der Körper stellt nur noch wenig oder gar kein Insulin mehr her. Aus diesem Grund hat auch Kaffee mit seinen Inhaltsstoffen keine schützende Wirkung gegen die Krankheit.1

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Kaffee mit Milch und Zucker – geht das bei Diabetes?

Verschiedene Zubereitungsarten von Kaffee sind unterschiedlich gesund – das gilt ganz besonders bei Diabetes. Wer das Getränk gerne mit Milch trinkt, sollte aufpassen, zu welcher Sorte er oder sie greift. Denn Kuhmilch enthält Kohlenhydrate in Form von Milchzucker (Laktose): Auf 100 Gramm Vollmilch kommen 65 Kilokalorien, das entspricht einer Kohlenhydrat-Portion bei 250 Gramm Milch.

Wenn Sie nach einem Kaffee mit Milch also den Blutzucker messen, kann es sein, dass der Blutzuckerwert erhöht ist. Aus diesem Grund eignet sich fettarme Milch besser: Sie liefert in der 1,5 Prozent-Variante nur 47 Kilokalorien pro 100 Gramm.8

Tipp: Welche Milch-Alternativen eignen sich bei Diabetes?

Wenn Sie auf tierische Produkte verzichten möchten, spricht nichts gegen einen Schuss Soja-, Hafer- oder Mandelmilch im Kaffee. Achten Sie aber darauf, zur zuckerfreien Variante zu greifen – häufig ist den veganen Milchalternativen nämlich Zucker zugesetzt.9

Ähnlich sieht es auch beim Süßen aus: Wem der „blanke“ Kaffee zu bitter ist, sollte dennoch möglichst auf Haushaltszucker im Heißgetränk verzichten. Wählen Sie lieber Süßstoff – er enthält keine Kohlenhydrate und wirkt sich deshalb nicht auf den Blutzuckerspiegel aus.10

Welche weiteren gesundheitlichen Auswirkungen hat Kaffee?

Kaffee hatte lange Zeit ein eher schlechtes Gesundheits-Image: Er treibe den Blutdruck in die Höhe, steigere das Risiko für Herzinfarkte und sei sogar krebserregend. Mittlerweile wissen Expert:innen besser über die gesundheitlichen Wirkungen des Getränks Bescheid:2,1,11

  • Nicht krebserregend: Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigt: Es gibt keine Belege dafür, dass Kaffee krebserregend wirken könnte.
  • Nicht entwässernd: Kaffee entzieht dem Körper Wasser? Weit gefehlt – Sie dürfen ihn guten Gewissens bei der täglich benötigten Flüssigkeitszufuhr von mindestens 1,5 Litern mit einberechnen.
  • Erhöht nicht den Blutdruck: Selbst Menschen mit bereits erhöhtem Blutdruck dürfen bis zu 6 Tassen am Tag trinken. Das gilt allerdings nur für Kaffee und nicht für andere koffeinhaltige Getränke wie Energydrinks oder Cola.
  • Kein gesteigertes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Ein moderater Kaffeekonsum ist nicht gesundheitsschädlich. Im Gegenteil: Möglicherweise hat Kaffee sogar einen positiven Effekt bei Personen, die bereits unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden.

Dennoch sollten Sie nicht unbegrenzt Kaffee trinken. Beachten Sie auch die folgenden Effekte des Getränks auf den Körper:2,11

  • Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel: Der Inhaltsstoff Cafestol erhöht den Cholesterinspiegel im Blut. Beim Filtern wird er jedoch aufgefangen.
  • Achtung bei Koffein: Achten Sie darauf, nicht zu viel Koffein zu sich zu nehmen. Für eine Vergiftung müssten Sie zwar in kürzester Zeit 75 Tassen Kaffee trinken, aber bereits 15 bis 20 Tassen können innere Unruhe und Nervosität auslösen.
  • Vorsicht vor Theobromin: Die stimulierend wirkende Substanz ist neben Kaffee beispielsweise auch in schwarzem und grünem Tee enthalten. Bei mehr als 5 Tassen Kaffee täglich kann sie zu Schlafstörungen und Kreislaufproblemen führen.
  • Schwangerschaft und Stillzeit: Betroffene Frauen sollten am Tag maximal 2 bis 3 Tassen Kaffee trinken. Auf andere koffeinhaltige Getränke wie Energydrinks oder Cola gilt es ganz zu verzichten.

Wie viel Kaffee ist also gesund?

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) rät: Bis zu 400 Milligramm Koffein täglich sind unbedenklich für gesunde Erwachsene (Ausnahme: Schwangere).1 Die Einzeldosen sollten dabei höchstens 200 Milligramm betragen.1 Zur Orientierung: In 1 Tasse Kaffee sind circa 80 Milligramm Koffein enthalten.1

Welche Inhaltsstoffe stecken in Kaffee?

Der wohl bekannteste Inhaltsstoff von Kaffee ist Koffein. Es regt die Herz- und Muskeltätigkeit an, erweitert Bronchien sowie Blutgefäße, fördert die Verdauung und Harnbildung.1 Außerdem stimuliert es das zentrale Nervensystem und kann so zu einer besseren Konzentration, Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit führen.1

Daneben stecken aber noch so einige andere Stoffe im Kaffee, zum Beispiel:1,12

  • Kohlenhydrate: Im Rohkaffee sind 46 Prozent Polysaccharide (Mehrfachzucker) enthalten, nach dem Rösten nur noch 35 Prozent. Der Anteil von Saccharose (Haushaltszucker) liegt bei 8 Prozent im Rohkaffee, beim Rösten gehen diese fast vollständig verloren.
  • Lipide: Je nach Sorte enthält Kaffee unterschiedlich viele Fette. In der Sorte Robusta stecken beispielsweise weniger als in der Sorte Arabica. Wichtig zu wissen: Da die Lipide nicht wasserlöslich sind, geht nur ein geringer Teil davon beim Aufbrühen in das Getränk über.
  • Chlorogensäure: Sie besitzt die wertvollen antioxidativen Eigenschaften, die den Kaffee auszeichnen. Beim Rösten gehen allerdings etwa 2 Drittel der 6,5 Prozent verloren.
  • Cafestol: Es gehört zur Gruppe der Diterpene und sorgt für die unerwünschte Wirkung des Kaffees, den Cholesterinspiegel zu erhöhen. Allerdings ist es nur in ungefiltertem Kaffee enthalten.

Daneben finden sich noch Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium, Magnesium und Phosphor im Kaffee. Der Gehalt variiert je nach Sorte.1

Quellen

1 Hat Kaffee Einfluss auf das Diabetes-Risiko? Deutsche Diabetes-Hilfe - Menschen mit Diabetes. Abgerufen am 20. Februar 2023, von https://menschen-mit-diabetes.de/ratgeber/diabetes-kaffee.

2 Wie gesund sind Kaffee und Koffein? Diabetiker Niedersachsen e.V. Abgerufen am 20. Februar 2023, von https://www.diabetiker-nds.de/news/meldung/news/wie-gesund-sind-kaffee-….

3 Koffein verschlechtert Blutzuckerstoffwechsel nach Kohlenhydrataufnahme. Deutsches Diabetes-Zentrum Düsseldorf. Abgerufen am 20. Februar 2023, von https://www.diabetes-deutschland.de/archiv/4981.htm.

4 Schutz vor Diabetes: Filterkaffee ist besonders gesund. Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH. Abgerufen am 20. Februar 2023, von https://www.pharmazeutische-zeitung.de/filterkaffee-ist-besonders-gesun….

5 Kaffeetrinker erkranken seltener an Diabetes. Deutscher Apotheker Verlag Dr. Roland Schmiedel GmbH & Co. KG. Abgerufen am 20. Februar 2023, von https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2004/daz-4-2004/uid-11….

6 Schwangerschaftsdiabetes: Kaffee-Konsum nach der Entbindung kann Diabetes-Risiko reduzieren: www.frauenaerzte-im-netz.de. Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF). Abgerufen am 20. Februar 2023, von https://www.frauenaerzte-im-netz.de/aktuelles/meldung/schwangerschaftsd….

7 Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH). Was ist Diabetes Typ 1? diabinfo - Das Diabetesinformationsportal. Abgerufen am 22. Februar 2023, von https://www.diabinfo.de/leben/typ-1-diabetes/grundlagen/krankheitsbild-….

8 Milch und Milchprodukte. Deutsches Diabetes-Zentrum Düsseldorf. Abgerufen am 20. Februar 2023, von https://www.diabetes-deutschland.de/archiv/1121.htm.

9 Pflanzenbetonte, vegetarische und vegane Ernährung bei Diabetes. diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe e.V. Abgerufen am 20. Februar 2023, von https://www.diabetesde.org/pflanzenbetonte-vegetarische-vegane-ernaehru….

10 Diabetes mellitus. Zentralklinik Bad Berka GmbH. Abgerufen am 20. Februar 2023, von https://www.zentralklinik.de/unsere-medizin/unsere-fachbereiche/klinik-….

11 Kaffee, grüner und schwarzer Tee. diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe e.V. Abgerufen am 20. Februar 2023, von https://www.diabetesde.org/kaffee-gruener-schwarzer-tee.

12 Gesünder als gedacht: Eine Neupositionierung von Kaffee und Koffein. Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH. Abgerufen am 20. Februar 2023, von https://www.pharmazeutische-zeitung.de/eine-neupositionierung-von-kaffe….