Extreme Wesensveränderungen: Macht Diabetes depressiv und aggressiv?
Verhaltensänderungen bei Diabetes sind auf vielfältige Art und Weise möglich und belasten sowohl Betroffene als auch deren Umfeld. Konzentrationsstörungen, Gereiztheit und Stimmungsschwankungen kommen genau wie Verwirrtheit bei Diabetes vor, können aber auch ein Hinweis auf einen noch unentdeckten Diabetes oder zu wenig Zucker im Blut sein.
Vorsicht und besondere Aufmerksamkeit ist dann geboten, wenn die Wesensveränderung bei Diabetes extreme Züge annimmt oder wenn der Diabetes mit anderen Erkrankungen, wie beispielsweise Depressionen, einhergeht.1
Depressionen
Stellen Sie selbst oder Personen in Ihrem Umfeld fest, dass Sie vermehrt antriebslos oder traurig erscheinen und treten außerdem Stimmungsschwankungen auf? Dann sollten Sie die Verhaltensänderung unbedingt bei Ihrem Diabetes-Team ansprechen und den Zucker im Blut regelmäßig kontrollieren.
Depressionen oder depressive Verstimmungen sind für sich betrachtet schon ernstzunehmende Erkrankungen, die Betroffene teilweise stark belasten.7 Treten sie jedoch gemeinsam mit Diabetes auf, fällt Betroffenen die Verhaltensänderung, welche für die Behandlung der Stoffwechselstörung nötig ist, noch schwerer.
Hier treffen Welten aufeinander: Symptome wie Antriebslosigkeit, Schlaf- und Konzentrationsstörungen stehen den hohen Anforderungen der Diabetes-Therapie mit regelmäßiger Medikation, gesteigerter Aktivität und gut geplanter Mahlzeitengestaltung gegenüber. Diese Situation ist für Patient:innen, die Diabetes und Depressionen sowie die jeweils damit verbundenen Wesensänderungen erleben, oft kaum zu bewältigen. Das gilt nicht nur dann, wenn die Diagnose Diabetes für die depressiven Stimmungsschwankungen verantwortlich ist. Depressionen und Typ-2-Diabetes können auch parallel bestehen, da es gemeinsame biologische Ursachen für beide Erkrankungen gibt.8
Alles über Depression bei Diabetes
Aggressionen
Stimmungsschwankungen, schlechte Laune und Gereiztheit können sich nicht nur bei vorliegenden Stoffwechselstörungen bis hin zur Aggressivität steigern. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn die Wesensveränderung bei Diabetes infolge von zu niedrigem Zucker auftritt.
Die Reaktionen auf eine eintretende Unterzuckerung sind individuell verschieden und lassen sich nicht an einem bestimmten Wert festmachen. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass Betroffene selbst, aber auch Personen im Umfeld, wie Partner:innen und Kolleg:innen, über den Diabetes informiert sind und dem/der Patient:in mitteilen, wenn sie ungewohnte Verhaltensänderungen wahrnehmen.
Aufgepasst:
Der Diabetes selbst macht zunächst nicht aggressiv. Doch manche Personen reagieren im Fall einer Hypoglykämie besonders impulsiv und wehren sich von Fall zu Fall auch körperlich gegen Hilfsangebote.8
Es kann vorkommen, dass Betroffene eine Art Filmriss erleiden und sich nicht an die teilweise extremen Wesensveränderungen erinnern, die während einer Hypoglykämie auftreten.9 Wenn bei einer Ihnen nahestehenden Person Diabetes diagnostiziert wurde, dann besprechen Sie schon vorher, dass das Verhalten bei Unterzuckerung keinesfalls persönlich gemeint ist. Besuchen Sie zum Beispiel gemeinsam eine Diabetes-Schulung, um sich über die mögliche Verhaltensänderung aufklären zu lassen und Handlungsoptionen zu besprechen.