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DNS-Struktur: Welche Rolle spielen die Gene bei Diabetes?

Kleine Ursache, große Wirkung

„Hättest du mal besser auf dein Gewicht geachtet und gesünder gelebt, dann hättest du jetzt keinen Diabetes!“ Mit Vorurteilen dieser Art müssen sich leider immer noch viele Menschen mit Typ-2-Diabetes herumärgern. Zugegeben: Der Lebensstil hat tatsächlich den größeren Einfluss darauf, ob jemand erkrankt oder nicht. Doch vielen ist ein hohes Diabetesrisiko auch schlicht mit den Genen in die Wiege gelegt worden.

Übergewicht, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel sind Risikofaktoren, an die jeder denkt, wenn von Typ-2-Diabetes die Rede ist. Tatsächlich sind sich Fachleute einig, dass schlanke und sportlich aktive Menschen, die um alle Fast Food-Restaurants einen großen Bogen machen, seltener einen Typ-2-Diabetes entwickeln.

Doch auch die erbliche Veranlagung für die Stoffwechselerkrankung spielt eine große Rolle. Hat ein Elternteil Typ-2-Diabetes, liegt das Risiko, im Laufe des Lebens selbst zu erkranken, bei etwa 40 Prozent.1 Allerdings sind Menschen mit erhöhtem erblichen Risiko ihren Genen nicht auf Gedeih und Verderb ausgesetzt. Sie können trotz Veranlagung vermeiden, dass es bei ihnen selbst oder ihren Kindern zum Diabetes kommt.

Umweltfaktoren können Gene umprogrammieren

Mittlerweile haben Forscher bereits mehr als 80 Bereiche im menschlichen Erbgut identifiziert, die mit Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht werden.2 In den vergangenen Jahren haben sich Wissenschaftler aber auch intensiv mit sogenannten epigenetischen Faktoren beschäftigt, die einen Typ-2-Diabetes begünstigen können.

Dieser Forschungszweig beschäftigt sich mit der Frage, wie weit Lebewesen durch ihre Gene vorprogrammiert sind und wie stark die Umwelt dieses Programm verändern und prägen kann.3 Denn innerhalb von Zellen sorgen bestimmte Mechanismen auf Molekülebene – abhängig von Umgebungsfaktoren – dafür, dass manche Gene stärker oder schwächer abgelesen werden.

Hungerwinter von 1944 erhöhte das Diabetesrisiko

Lange Zeit ging die Forschung davon aus, dass epigenetische Informationen z.B. Umweltfaktoren nicht an die nächste Generation weitergegeben werden. Doch mittlerweile weiß man, dass das epigenetische Gedächtnis, das während des gesamten Lebens angehäuft wurde, bei der Entwicklung von Spermien und Eizellen nicht einfach gelöscht wird.4 Immer mehr Studien zeigen, dass epigenetische Informationen tatsächlich an folgende Generationen weitervererbt werden.

In der Diabetesforschung interessiert man sich in diesem Zusammenhang besonders für den sogenannten „Hungerwinter“ von 1944 in den Niederlanden. Damals ging es auf das Ende des Zweiten Weltkriegs zu. Die Deutschen blockierten Nahrungsmitteltransporte in die Niederlande, was zu Engpässen bei der Versorgung mit Lebensmitteln führte. Im Schnitt standen pro Person nur 400 bis 500 Kilokalorien Nahrung am Tag zur Verfügung.

Erst viele Jahre später stellte sich heraus, dass die Kinder überlebender Frauen, die während des Hungerwinters schwanger waren, Schaden genommen hatten. Obwohl sie selbst nach dem Krieg immer genug zu essen hatten, hatten sie ein anderes gesundheitliches Risikoprofil als Geschwister, die im Mutterleib keinen Mangel litten. Sie hatten höhere Blutzuckerspiegel und Blutfettwerte und damit ein deutlich erhöhtes Risiko für Übergewicht und Diabetes.

Ungünstige Auswirkung auf die Gene des Ungeborenen

Doch nicht nur Mangelernährung während der Schwangerschaft beeinflusst die Gene des Nachwuchses. Auch das umgekehrte Extrem ist nicht gut. Zumindest bei Mäusen hat sich in Tierversuchen gezeigt, dass Übergewicht, erhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte während der Schwangerschaft sich ungünstig auf die Gene des Ungeborenen auswirken. Auch über Eizellen und Spermien können Fettleibigkeit und Diabetes epigenetisch an die Nachkommen vererbt werden.5

Frauen, die vor und während der Schwangerschaft auf ihre eigene Gesundheit achten, geben ihren Kindern also positive Einflüsse mit auf den Weg und verringern damit auch ihr eigenes Diabetesrisiko.

Praktische Tipps, um den Genen ein Schnippchen zu schlagen:6

  • Runter  mit den Kilos! Die Vermeidung von Übergewicht (vor allem vor und während einer Schwangerschaft), kann auch die Nachkommen vor Übergewicht und Diabetes schützen.
  • Nicht für zwei essen! Viele Frauen überschätzen den zusätzlichen Kalorienbedarf und essen in der Schwangerschaft zu viel. Normalgewichtige Frauen sollten während der Schwangerschaft üblicherweise 10 bis 16 Kilogramm zunehmen, übergewichtige entsprechend weniger.
  • Keine Angst vor Sport! Auch während der Schwangerschaft gelten die üblichen Bewegungsempfehlungen: am besten täglich 30 Minuten moderates Training und nicht zu viel sitzen. Sportlerinnen dürfen auch nach Rücksprache mit ihrem medizinischen Fachpersonal in der Schwangerschaft intensiver trainieren.

Und zu guter Letzt: Eltern mit Typ-2-Diabetes sollte bewusst sein, dass ihre Kinder bei ungesunder Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel besonders gefährdet sind. Ein gesunder Lebensstil im Kindesalter trägt dazu bei, das Diabetesrisiko zu verringern. Auch erwachsene Kinder von Eltern mit Typ-2-Diabetes sollten die Vererbung im Hinterkopf behalten und sich regelmäßig im Rahmen der Vorsorge untersuchen lassen.

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Quellen

1 Ludvik, B.: Diabetes mellitus Typ 2, Österreichische Ärztezeitung, 10.09.20, siehe https://www.aerztezeitung.at/fileadmin/PDF/2020_Verlinkungen/Diabetes_mellitus_Typ_2.pdf [Link zuletzt abgerufen am 16.07.21].

2 Pressemitteilung des Helmholtz-Zentrums München vom 14.7.2016, siehe https://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/article/35325/index.html  [Zuletzt abgerufen am 16.07.21].

3 Epigenetik, Spektrum der Wissenschaft, siehe: https://www.spektrum.de/thema/epigenetik/1191602 [Zuletzt abgerufen am 16.07.21].

4 Epigenetik zwischen den Generationen, Max Planck-Gesellschaft, 13.07.17, siehe https://www.mpg.de/11396064/epigenetik-vererbung [Zuletzt abgerufen am 16.07.21].

5 Eppinger, U.: Du bist, was Deine Eltern gegessen haben: Typ-2-Diabetes und Adipositas werden auch epigenetisch weitergegeben, Medscape, 7.4.2016, siehe  https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4904757 [Zuletzt abgerufen am 16.07.21].

6  Koletzko, B. et al: Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft, Netzwerk Gesund ins Leben, 2018, siehe https://www.gesund-ins-leben.de/fileadmin//resources/import/pdf/3589_empfehlungen_vor_und_in_schwangerschaft_
2018_gebfra.pdf
[Zuletzt abgerufen am 16.07.21].
 

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