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Sie kann den HbA1c-Wert senken, die Insulinwirkung verbessern, den Insulinbedarf verringern: Die traditionelle Haferkur erfährt bei Typ-2-Diabetes ein Comeback – und zwar in Form von Kohlenhydrat-Tagen. Was es damit auf sich hat, lesen Sie hier.
Ob als flockiges Vollwertmüsli oder Porridge-Delikatesse, mit frischem Obst oder herzhaftem Gemüse – Hafer gehört zu den leckersten und gesündesten Getreidesorten. Denn was vielerorts gern auf den Frühstückstisch kommt, ist reich an essenziellen Aminosäuren, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Kein Wunder, dass das Süßgras für einen perfekten Start in den Tag sorgt.
Hafer trumpft mit seinem niedrigen glykämischen Index auf. Das heißt, die aus ihm gewonnene Glukose wandert nur langsam ins Blut. Das wiederum mindert Blutzuckerspitzen ab und hält den Insulinbedarf relativ gering. Hohe Insulinspiegel werden so vermieden, was das Risiko für Typ-2-Diabetes senkt bzw. die Therapie unterstützen kann. Denn so können geringere Insulinmengen besser und länger wirken.
Wie Sie sehen: Hafer ist ein tolles Superfood aus der Heimat. Das erkannte auch Carl von Noorden, Pionier der Diabetologie in Deutschland, bereits vor mehr als 100 Jahren. Damals empfahl er, Hafertage einzulegen, um die Blutzuckerwerte auf natürliche Weise zu senken. Das war zu einer Zeit, in der Insulin noch auf seine Entdeckung wartete.
Mit Aufkommen der Insulintherapie etwas in Vergessenheit geraten, erlebt die Haferkur in der ernährungsgestützten Diabetesbehandlung nun ein Revival. Inzwischen haben sich die Studien gehäuft, welche die positive Wirkung von Hafer bei Typ-2-Diabetes belegen – darunter die Senkung des HbA1c-Wertes.1
Besonders bemerkenswert an Hafer ist der hohe Anteil an leicht bekömmlichen Ballaststoffen. Etwa die Hälfte davon sind wasserlösliche Beta-Glucane. Und genau die helfen, Blutzuckerentgleisungen zu vermeiden und zudem noch die Blutfette zu drosseln:
Dementsprechend kann die Haferkur ihre Wirkung offenbar am besten entfalten, wenn Sie mehr als drei Gramm Beta-Glucan (circa 40 Gramm Haferkleie) am Tag verspeisen, die tägliche Kalorienzufuhr gering ist und weder Milch noch Butter im Spiel sind. Milch- und Aminosäuren feuern nämlich Glucagon an, welches die Insulinwirkung hemmt. Zudem enthalten Milchprodukte (wie auch Fleisch) gesättigte Fettsäuren, die ihrerseits die Insulinsensitivität herabsetzen.
Entsprechend schlägt Diabetesberater Mario Althaus vor, während einer ein- bis dreitägigen Haferdiätkur auf zusätzliches Eiweiß und Fett zu verzichten. Obst, Gemüse, Kartoffeln, Reis, Mehrkornbrot, Nudeln und klare Brühe dürfen aber für Abwechslung sorgen. Und so bringen sich Noordens bewährte Hafertage als Kohlenhydrat-Tage ins Gespräch:
Das klingt für manche Ohren zunächst ungewöhnlich, schließlich sind Low-Carb und No-Carb im Trend: Kohlenhydrate sind eher verschrien, unter anderem weil sie den „Dickmacher“ Insulin aus der Reserve locken.
Nichtsdestotrotz zeigten Mannheimer Forscher: Eine zweitägige Hafer-Kohlenhydrat-Diät kann bei Typ-2-Diabetes und metabolischem Syndrom die Insulindosis um mehr als 40 Prozent verringern.2 Selbst vier Wochen danach brauchten die Studienteilnehmer deutlich weniger Insulin – sie gingen währenddessen einer normalen Diät nach.
Die Pilotstudie zeigte auch einen starken Anstieg des Adiponectin-Spiegels. Adiponectin ist ein Hormon, das die Insulinsensitivität der Zellen erhöht. Dadurch wirkt Insulin wieder besser.
Langer Rede kurzer Sinn: Essen Sie Hafer! Gerade bei Typ-2-Diabetes kann er allerlei Gutes bewirken. Und obwohl kalorienarm, macht Hafer lange satt, wodurch Sie Heißhunger-Attacken ein Schnippchen schlagen können.
Falls Sie nun auf den Geschmack gekommen sind, eine Hafer-Kohlenhydrat-Kur auszuprobieren, hier noch ein paar Tipps :
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1 Hou, Q., Li, Y., Li, L., Cheng, G., Sun, X., Li, S., & Tian, H. (2015). The Metabolic Effects of Oats Intake in Patients with Type 2 Diabetes: A Systematic Review and Meta-Analysis. Nutrients, 7(12), 10369–10387. https://doi.org/10.3390/nu7125536.
2Lammert, A., Kratzsch, J., Kusterer, K., & Hammes, H. (2006). Kohlenhydrattage als einfache und effektive Therapie der Insulinresistenz. Diabetologie Und Stoffwechsel, 1(S 1). https://doi.org/10.1055/s-2006-943783.
Mit Kohlenhydrat-Tagen die Insulinresistenz durchbrechen, Ärztezeitung, 20.11.17, https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Mit-Kohlenhydrat-Tagen-die-Insulinresistenz-durchbrechen-309497.html [Zuletzt abgerufen am 16.07.21].
Was versteht man unter Insulinresistenz und welche Bedeutung hat sie?, UGB, Verein für unabhängige Gesundheitsberatung, 2007, siehe https://www.ugb.de/exklusiv/fragen-service/was-versteht-man-unter-insulinresistenz-welche-bedeutung-hat-sie/?insulinresistenz-adipositas [Zuletzt abgerufen am 16.07.21].
Qingtao Hou,Yun Li Ling Li, Gaiping Cheng, Xin Sun, Sheyu Li, Haoming Tian (2015): The Metabolic Effects of Oats Intake in Patients with Type 2 Diabetes: A Systematic Review and Meta-Analysis . https://doi.org/10.3390/nu7125536.
Lammert A., Kratzsch J., Kusterer K., Hmmes HP (2006): Kohlenhydrattage als einfache und effektive Therapie der Insulinresistenz, doi.org/10.1055/s-2006-943783.
Lammert A., Kratzsch J., Selhorst J., Humpert PM., Bierhaus A., Birchk R., Kusterer K., Hammes HP (2007): Clinical benefit of a short term dietary oatmeal intervention in patients with type 2 diabetes and severe insulin resistance: a pilot study, DOI: 10.1055/s-2007-984456.