Schmerzen und Impotenz: Wenn Diabetes Paaren den Spaß verdirbt

Sex – die schönste Nebensache der Welt. Doch für Menschen mit Diabetes wird sie oft ein Ding der Unmöglichkeit. Verminderte Lust oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kennen rund ein Drittel der Frauen mit Diabetes.1 Bei Männern tritt Impotenz durch den Diabetes rund 10 bis 15 Jahre früher ein als bei Nicht-Erkrankten. Was können Betroffene tun?

Paar beim Kuscheln im Bett: Was tun bei Impotenz wegen Diabetes?

Potenzstörungen: Welche gibt es und warum entstehen sie bei Diabetes?

Sexualität und Blutzuckerwerte: Was soll das miteinander zu tun haben? Das mögen sich einige an dieser Stelle fragen. Doch Diabetes und seine Folgeerkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt können viele unterschiedliche Lebensbereiche betreffen – und machen unter Umständen auch vor der Schlafzimmertür nicht Halt. Frauen und Männer trifft es gleichermaßen, sei es als Betroffene:r oder Partner:in.

Diabetes ist die häufigste Ursache für Potenzstörungen.3 In Deutschland leidet jeder zweite Mann mit Diabetes an Erektionsstörungen.3 Auch Frauen mit Diabetes sind häufig eingeschränkt: Durch sexuelle Unlust, Schmerzen oder eine verminderte Fähigkeit zum Orgasmus beeinflusst die Erkrankung auch das Sexualleben.1

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Geschlechtsverkehr bei Diabetes: Welche Arten von Potenzstörungen gibt es?

Ein ungefähre Vorstellung, wie sich Potenzprobleme bemerkbar machen, hat wohl jede:r – auch viele Menschen mit Diabetes. Aber was genau versteht eigentlich die Medizin unter Potenzstörungen?

Hierzu zählen verschiedene Arten von Störungen, unter anderem:1,4,5

  • Libidostörungen: Der Begriff beschreibt eine sexuelle Lustlosigkeit, die auch Männer und Frauen mit Diabetes betreffen kann. Der Libidoverlust erzeugt meistens großen Leidensdruck innerhalb der Partnerschaft.
  • Erektionsstörungen: Kommt über einen Zeitraum von 6 Monaten oder länger in rund 70 Prozent der Fälle keine ausreichende Erektion zustande, sprechen Mediziner:innen von erektiler Dysfunktion. Hiervon ist jeder zweite Mann mit Diabetes betroffen.
  • Ejakulationsstörungen: Hierunter versteht man Störungen des Samenergusses, wie beispielsweise vorzeitige, verspätete, schmerzhafte oder fehlgeleitete Ejakulation (in die Harnblase). Im schlimmsten Fall kann es – auch bei Männern mit Diabetes – passieren, dass gar kein Samenerguss erfolgt.

Können Männer gar keine Erektion mehr bekommen, handelt es sich um Impotenz. Sie ist die Extremform der Erektionsstörung. Durch Diabetes kann es zu verschiedenen Potenzstörungen kommen – gerade Libidoverlust und Erektionsstörungen kennen viele Männer. Eine Impotenz, die durch Diabetes verursacht ist, ist zwar meist nicht ursächlich heilbar, jedoch können Erektionshilfen oder Medikamente für Diabetiker die Situation verbessern.

Warum kann es durch Diabetes zu Erektionsproblemen und Impotenz kommen?

Wie beeinflusst Diabetes die Potenz? Welchen Einfluss hat die Erkrankung auf die Funktion des Penis?

Bei Menschen mit Diabetes liegt oftmals ein hoher Blutzuckerspiegel vor – vor allem Personen mit Typ-2-Diabetes sind hiervon betroffen.6 Hohe Blutzuckerwerte bei Diabetes können über die Zeit Schäden an Nerven und Blutgefäßen im Körper verursachen – das betrifft nicht nur Augen oder Nieren, sondern auch Geschlechtsorgane wie den Penis. Probleme mit der Erektion lassen sich meist auf diese Schädigungen von Nerven und Blutgefäßen sowie Durchblutungsstörungen zurückführen.

Neben hohen Blutzuckerwerten schädigen auch Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte (Cholesterin) sowie Nikotin die Blutgefäße und erhöhen damit die Wahrscheinlichkeit für Probleme mit der Erektion oder Impotenz bei Diabetes.1 Außerdem können sich manche Arzneimittel, beispielsweise bestimmte Präparate gegen Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte, zuweilen negativ auf die Erektionsfähigkeit auswirken.

Auch bestimmte Beruhigungsmittel oder Medikamente gegen Depressionen begünstigen womöglich in Kombination mit Diabetes eine Impotenz.1 Die Psyche spielt grundsätzlich eine große Rolle: Ängste, Depressionen, mangelnde Selbstachtung und Stress erzeugen häufig sexuelle Unsicherheiten und Unlust – auch wenn sie nicht zwingend die Hauptursache der Störungen sind.

Depressionen bei Diabetes 

Therapie: Wie lassen sich Erektionsstörungen bei Diabetes behandeln?

Wichtig ist, bei Erektionsproblemen nicht zu viel Zeit verstreichen zu lassen. Zögern Sie unter keinen Umständen, das Thema anzusprechen: Je früher, desto besser. Menschen mit Diabetes, bei denen sich erste Anzeichen von Potenzproblemen bemerkbar machen, sollten sich zunächst an ihr Diabetes-Team wenden. Denn die Blutzuckerwerte sind bei Erektionsstörungen bedingt durch den Diabetes eine erste mögliche Stellschraube.

Blutzuckerwerte: Wichtiger Ansatzpunkt bei Erektionsproblemen

Grundlage für die Behandlung von Erektionsstörungen oder Impotenz bei Menschen mit Diabetes ist immer die Verbesserung des Blutzuckerspiegels. Denn kurzfristig kann auch ein zu niedriger Blutzuckerspiegel die Ursache für Probleme bei der Erektion sein.

Aber nicht nur der momentane Blutzuckerspiegel ist entscheidend: Konstant gute Blutzuckerwerte können das Risiko für spätere Impotenz um bis zu 40 Prozent senken.2 Hierbei spielt der 

Langzeitblutzucker (HbA1c-Wert) eine wichtige Rolle: Je niedriger der Wert, desto mehr verringert sich das Risiko, dass später einmal durch den Diabetes Erektionsprobleme auftreten.

HbA1c-Wert im Fokus 

Medikamente, SKAT und Vakuumpumpe: Impotenz bei Diabetes behandeln

Wenn die Blutzuckerwerte stabil sind, können die Potenzstörungen möglicherweise eine Nebenwirkung anderer Medikamente, beispielsweise von Blutdrucksenkern oder Antidepressiva, sein. Gegebenenfalls kann ein Medikamentenwechsel die Situation verbessern.

Werden Erektionsstörungen als Nebenwirkung von Medikamenten ausgeschlossen, kommen für Sie vielleicht erektionsunterstützende Behandlungsmöglichkeiten infrage. Die richtige Ansprechperson hierfür ist Ihr:e Urolog:in. In Ihrer urologischen Praxis können Sie sich zur medikamentösen Behandlung oder anderer Erektionshilfen beraten lassen. Folgende Therapiemaßnahmen sind für Diabetiker möglich:1,6

  • Medikamente: Bei Männern mit Diabetes kommen verschreibungspflichtige Medikamente zum Einsatz. Dazu zählen unter anderem sogenannte PDE-5-Hemmer (Phosphodiesterase-Typ-5-Inhibitoren). Die Einnahme sollten Sie immer mit medizinischem Fachpersonal abklären.
  • SKAT-Behandlung: Die Schwellkörper-Autoinjektionstherapie („SKAT“) ist leicht anzuwenden und hat eine hohe Erfolgsquote. Hier muss sich der Betroffene ein gefäßerweiterndes Medikament in den Penis injizieren, das den Blutfluss verstärkt.
  • Vakuumpumpe: Die Erektionshilfe besteht aus einem Plexiglaszylinder, der über den Penis gestülpt wird. Mit einer Handpumpe erzeugen Diabetiker einen Unterdruck, durch den Blut in den Schwellkörper des Penis strömt.
  • Penisimplantat: Die Penisprothese ist eine recht aufwendige Methode – dafür mit guten Langzeitergebnissen: In einer Operation werden zwei hydraulisch aufdehnbare Kunststoffzylinder in den Schwellkörper und ein Pumpensystem in den Hodensack eingesetzt. Die Kunststoffzylinder lassen sich durch die Pumpe mit einer Flüssigkeit auffüllen, die sich in einem Reservoir im Unterbauch oberhalb der Peniswurzel befindet – eine Erektion entsteht.

Natürlich kostet es Menschen mit Diabetes Überwindung, über Probleme wie Impotenz oder erektile Dysfunktion zu sprechen. Durch verschiedene Therapieansätze ist es dennoch möglich, trotz Diabetes eine unbeschwerte Sexualität zu leben. Lassen Sie also vermeintliche Tabus links liegen, trauen Sie sich und machen Sie den ersten Schritt in Richtung eines erfüllten Liebeslebens.

Was können Betroffene noch tun?

Doch „Mann“ kann noch weitaus mehr tun, wenn der Diabetes durch Libidoverlust, Erektionsstörungen oder gar Impotenz das Leben schwer macht. Wichtig ist, dass Menschen mit Diabetes bereits bei ersten Anzeichen von Potenzstörungen nicht nur den Blutzuckerwert genauer unter die Lupe nehmen, sondern noch eine weitere Stellschraube berücksichtigen – den allgemeinen Lebensstil:2

  • Reduzieren Sie den Nikotinkonsum und Alkohol. Beide begünstigen und verschlimmern insbesondere bei Diabetes Nervenschädigungen, die wiederum mit ursächlich für erektile Dysfunktionen sein können.
  • Ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung und Gewichtsreduktion hingegen haben positiven Einfluss auf den Körper und die Potenz. Sie verbessern die Durchblutung, den Stoffwechsel und senken den Blutdruck, was wiederum das Risiko für Impotenz senkt.

Diabetes und Alkohol

Darüber hinaus kann psychologische Beratung helfen: Denn natürlich greifen Erektionsstörungen das Selbstvertrauen an: Betroffene fühlen sich in ihrer Männlichkeit beeinträchtigt und die Sexualität mit dem/der Partner:in leidet darunter – ein Teufelskreis aus Angst und Versagen. Professionelle Gespräche können in diesem Fall eine wertvolle Unterstützung bieten, den Teufelskreis durchbrechen und den Therapieprozess sinnvoll begleiten.

Sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen

Auch bei Frauen können hohe Blutzuckerwerte die Nerven der Geschlechtsorgane schädigen. So ist bei manchen Betroffenen beispielsweise die Empfindlichkeit der Klitoris herabgesetzt, was die Orgasmusfähigkeit herabsetzen kann.

Weitere mögliche Symptome einer sexuellen Funktionsstörung bei Frauen:1

  • Geminderte Erregbarkeit und Fähigkeit zum Orgasmus
  • Verringerte sexuelle Lust
  • Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs
  • Geringere Feuchtigkeit der Scheide

Frauen mit Diabetes, die solche Auffälligkeiten bei sich bemerken, sollten sich gynäkologisch untersuchen lassen.

Zur Behandlung von sexuellen Funktionsstörungen können bei Orgasmus-Problemen Vaginal- oder Beckenbodentrainer zum Einsatz kommen.1 Sie sollen die Muskeln und die Durchblutung des Beckenbodens stärken. Zudem können Gleitmittel oder hormonell wirksame Cremes helfen, um den Mangel an Scheidenflüssigkeit auszugleichen. In manchen Fällen kommen auch Sexualhormone als Pflaster, Tabletten oder Vaginalkapseln zum Einsatz – jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht.1

Häufige Fragen zu Impotenz und Diabetes

Ja, wenn Sie an Diabetes erkrankt sind, haben Sie ein höheres Risiko für Erektionsstörungen oder Impotenz als Menschen ohne Diabetes.2 Holen Sie sich frühzeitig Hilfe, wenn Sie vermehrt Potenzstörungen bei sich feststellen.

Der Diabetes kann auf Dauer Blutgefäße und Nerven schädigen. Verantwortlich hierfür sind erhöhte Blutzuckerwerte und schlechtere Durchblutung. Die Schäden betreffen auch den Penis.

Ja, auch bei Frauen sind Beeinträchtigungen der Sexualität aufgrund von Diabetes keine Seltenheit. Hierzu gehören beispielsweise – wie beim Mann – Libidoverlust, aber auch Schmerzen und geringere Orgasmusfähigkeit.

Hilfe bekommen Menschen mit Diabetes von ihrem Diabetes-Team oder ihrer urologischen beziehungsweise gynäkologischen Fachpraxis.

Die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig: von einer besseren Blutzuckereinstellung, über Medikamente bis hin zu erektionsunterstützenden Therapiemaßnahmen und Psychotherapie.

Quellen

1 Sexuelle Funktionsstörungen bei Diabetes. Diabetesinformationsportal. Abgerufen am 28 November 2022, von https://www.diabinfo.de/leben/folgeerkrankungen/sexuelle-funktionsstoer….

2 Impotenz durch Diabetes kann reversibel sein. Diabetiker Niedersachsen e.V. Abgerufen am 28 November 2022, von https://www.diabetiker-nds.de/news/meldung/news/impotenz-durch-diabetes….

3 Diabetes: Gute Blutzucker-Werte beugen der Impotenz vor. Springer Medizin, Ärzte Zeitung. Abgerufen am 28 November 2022, von https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Gute-Blutzucker-Werte-beugen-der-I….

4 Arten der Potenzstörung & Definition » Potenzstörungen » Krankheiten » Internisten im Netz ». Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V. Abgerufen am 28 November 2022, von https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/potenzstoerungen/arten-d….

5 Symptome » Krankheiten » Internisten im Netz ». Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V. Abgerufen am 28 November 2022, von https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/erektile-dysfunktion/sym….

6 Impotenz bei Diabetes - Was sind ihre Ursachen und wie wird sie behandelt? Diabetes Selbsthilfe. Abgerufen am 28 November 2022, von https://diabetes-selbsthilfe.com/impotenz-diabetes/.