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Ernährung bei Typ-2-Diabetes: Low Carb.

Keto statt Carb? Kohlenhydrat-Reduktion: Abnehmen bei Typ-2-Diabetes

Bei den Diskussionen um die verschiedenen Ernährungsformen scheiden sich die Geister. Möglichst wenig Fett, dafür reichlich Kohlenhydrate? Oder doch lieber kohlenhydratarm und auf Basis der Steinzeit-Ernährung Paleo? Besonders bei Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes kann eine Ernährungsumstellung positive Effekte mit sich bringen. Zur besseren Orientierung gibt es hier einen Überblick zu den bekanntesten Ernährungsformen mit reduziertem Kohlenhydratgehalt sowie Erkenntnisse aus aktuellen Studien.

Die einen verteufeln das Fett, die anderen die Kohlenhydrate, und Zucker ist ohnehin ein Bösewicht. Eins ist dabei aber klar: Wer beständig mehr Energie zu sich nimmt, als der Körper verbraucht, nimmt zu. Übergewicht fördert zudem die Entstehung von Typ-2-Diabetes beziehungsweise kann einen bestehenden Diabetes verschlechtern.

Auch die Art und Weise der Nährstoffe macht einen Unterschied aus: Handelt es sich um „gute“ oder „schlechte“ Fette? Nimmt man vollwertige oder sogenannte „leere“ Kohlenhydrate zu sich? Es kommt stark darauf an, was genau auf den Tisch kommt und wie sich der Teller genau zusammensetzt. Je nach Ernährungsform gibt es hier starke Unterschiede:

Anteile der Kohlenhydrate am Energiebedarf (pro Tag)

 

 

 

Kohlenhydrate in Prozent

Fett in Prozent

Ketogene Diät

maximal 5

70 bis 80

Very Low Carb (ketogen)

maximal 10

45 oder mehr

Low Carb Healthy Fat

maximal 35

35 bis 60

Vollwertige Mischkost

45 bis 60

30 bis 35

High Carb Low Fat

60 bis 80

10

 

Kohlenhydratarme Ernährung im Überblick

Aktuelle Studien, aber auch Artikel in Lifestyle-Zeitschriften zeigen: Ernährungsformen, die auf eine verringerte Fettaufnahme setzen, sind im Vergleich zu solchen mit geringem Kohlenhydratanteil aktuell sehr im Hintertreffen. Was steckt hinter welcher Ernährungsform?

Low Carb

Diese Ernährungsform konzentriert sich auf die Reduktion von Kohlenhydraten und bedeutet im Prinzip einfach, weniger Kohlenhydrate als „normal“ zu sich zu nehmen: Das ist ungefähr ab einer Energiezufuhr von weniger als 40 Prozent durch Kohlenhydrate der Fall, oder auch einfach gemessen an den Empfehlungen der DGE. Viele der folgenden Ernährungsformen fallen unter den Begriff Low Carb, der insoweit auch als Oberbegriff verstanden werden kann.

Paleo

Kohlenhydratreduktion steht hier nicht im Vordergrund, sondern ist (meist) ein Nebenprodukt. Paleo wird auch „Steinzeitdiät“ genannt und setzt auf unverarbeitete Lebensmittel: Gemüse und Obst, Fleisch, Fisch, Eier, Nüsse, Samen, gute Fette und Öle. Dafür kein Getreide und keine Milchprodukte, Zucker oder Hülsenfrüchte. Der Anteil an Kohlenhydraten ist in aller Regel gering, das muss aber nicht sein: Denn Süßkartoffeln, Kürbis und viel Obst sind erlaubt.

Logi

Logi steht für „Low Glycemic and Insulinemic Diet“ und zielt darauf ab, Blutzucker- und Insulinspiegel niedrig zu halten. Hierfür wird insgesamt auf wenige, langkettige Kohlenhydrate gesetzt. Im Vordergrund steht der Glykämische Index (Kurzform Glyx), der anzeigt, wie schnell sich ein Lebensmittel auf den Blutzuckerspiegel auswirkt.

Glyx

Glyx geht in eine ähnliche Richtung wie Logi. Dem Namen entsprechend ist diese Ernährungsform noch stärker auf Lebensmittel mit niedrigem Glykämischen Index ausgerichtet. Fett- und eiweißreich darf die Ernährung bei Glyx dafür sein – Bewegung spielt auch eine aktive Rolle. Wer bei seiner Ernährung auf Produkte mit einem niedrigen glykämischen Index setzt und eine Insulintherapie nutzt, sollte sich in Abstimmung mit dem betreuenden Arzt zu den möglichen Auswirkungen auf die Insulinmengen abstimmen. Weitere Informationen zum glykämischen Index sind hier zusammengefasst.

Ketogene Ernährung

Vorab: Eine ketogene Ernährung sollte besonders bei einer Insulintherapie vermieden werden! Grundsätzlich sollte eine ketogene Ernährung bei Menschen mit Diabetes nur in enger Abstimmung mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Wer sich unbedacht ketogen ernährt, riskiert unter anderem eine Blutübersäuerung, Mangelerscheinungen oder auch eine Veränderung der Organwerte.

Sich ketogen zu ernähren heißt, dass man so gut wie gar keine Kohlenhydrate zu sich nimmt (maximal 5 Prozent der täglichen Energiemenge). Fett und Eiweiß stehen im Vordergrund, neben Getreide werden aber auch Obst und viele Gemüsesorten von der Liste gestrichen. Die benötigte Energie gewinnt der Körper deshalb aus den eingelagerten Fettreserven.

Goldene Mitte?

Very Low Carb / Ketogenic Diet (VLCKD) ist nicht so streng wie die rein ketogene Ernährung – das heißt zwischen 20 bis 50 Gramm Kohlenhydrate am Tag oder 10 Prozent Kohlenhydrat-Anteil an der gesamten Energiezufuhr sind in Ordnung. Die kohlenhydratarme Kost versetzt den Körper in den Zustand der Ketose, der dem Hungerstoffwechsel gleichkommt. Ketonkörper sind im Zusammenhang mit Diabetes vor allem rund um Ketoazidosen bekannt, eine sehr kritische Komplikation, die durch eine zu hohe Anzahl an Ketonkörpern im Blut hervorgerufen wird. Bei der Ernährung nach dem Very Low Carb Prinzip entstehen dadurch Ketonkörper, dass der Körper die Fettreserven aus der Leber abbaut – das bedeutet in diesem Fall wird durch die Bildung der Ketonkörper der Fettstoffwechsel angekurbelt. Aber auch hier gilt: Gerade bei insulinpflichtigem Diabetes sollte eine solche umfassende Ernährungsumstellung nur mit dem OK und in enger Abstimmung mit dem Arzt erfolgen.

Keto, Low Carb und Diabetes

Bei den beiden letztgenannten Ernährungsformen ist die Ketose nicht negativ belastet, wie man sie von der Ketoazidose bei Typ-1-Diabetes, also eine Stoffwechselentgleisung durch einen akuten Insulinmangel, kennt.

Unabhängig davon, für welche Ernährungsform man sich entscheidet, müssen aber auch noch andere Faktoren wie die Fett-Protein-Einheit für den Insulinbedarf beachtet werden. Prof. Dr. med. Stephan Jacob, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie, rät ausdrücklich Menschen mit Typ-1-Diabetes und Insulinpumpenträgern, die auf eine fett- und eiweißhaltige Ernährungsvariante setzen, einen besonderen Blick auf die Fett-Protein-Einheit und den Effekt auf den persönlichen Blutzuckerspiegel zu werfen.

Ergebnisse aktueller Studien

Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, weshalb eine kohlenhydratarme Ernährung bei Typ-2-Diabetes durchaus sinnvoll sein kann:

Studie 1: Weniger Gewicht durch Low Carb

Eine Bostoner Studie von 20181 ergab, dass Menschen mit Übergewicht deutlich mehr Kalorien verbrennen, wenn sie ihre Ernährung auf Low Carb („wenig Kohlenhydrate“) umstellen. Nach zehn Wochen nahmen sie ab. Dabei verspürten sie weniger Hunger und setzten weniger Fett an als die Vergleichsgruppe, die kohlenhydratreich und fettarm gegessen hat.

Studie 2: Very Low Carb versus Low Fat: Weniger Gewicht, besserer HbA1c

Eine US-Studie von 20172 verglich Very Low Carb mit einer kalorienreduzierten Niedrig-Fett-Diät mit mäßigem Kohlenhydratanteil: Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und Prädiabetes sank der HbA1c-Wert , ebenso das Körpergewicht und die notwendige Medikamentendosis.

Studie 3: Very Low Carb versus Typ-2-Diabetes Therapie

Eine Interventionsstudie von 20183 stellte im Ergebnis geringere HbA1c-Werte, einen Gewichtsverlust, weniger Antidiabetika und weniger Insulin fest. In der Gruppe mit Standard-Therapie (vollwertige Mischkost) war all dies nicht der Fall.

Falls Sie diese Ergebnisse dazu motivieren, Low Carb auszuprobieren: Möglicherweise fällt Ihnen das im Urlaub leichter: Statt Kalorien zählen, spart man eben an Brot, Nudeln und Reis. Dafür darf man gerne bei Gemüse, Salat und Früchten zugreifen, gerne auch ergänzt durch das ein oder andere Fleischgericht und frischen Fisch.

Sie sollten sich allerdings vorher mit Ihrem Arzt absprechen, um gegebenenfalls die Insulin- oder Medikamentendosis anzupassen – denn das kann bei veränderter Kohlenhydrataufnahme sehr schnell notwendig sein.

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Quellen

https://www.aerzteblatt.de/archiv/201673/Gegen-Diabetes-und-Adipositas-Dein-Freund-der-Ketonkoerper

https://foodpunk.de/was-ist-der-unterschied-zwischen-paleo-low-carb-und-keto/

Ketogene Diät: https://www.netdoktor.de/diaeten/ketogene-diaet/

Glyx https://www.netdoktor.de/diaeten/diaeten/glyx-diaet/

Low Carb: https://www.naturaslim.de/naturaslim-coach/ernaehrungscoach/die-10-low-carb-grundregeln.html

Vollwertige Mischkost: https://www.springermedizin.de/grundzuege-der-diabeteskost/12435150?fulltextView=true

High Carb Low Fat: https://www.healthyrockstar.com/6-haeufigsten-fehler-bei-high-carb-low-fat-hclf/

fehlende Belege zur reduzierten Fettaufnahme: https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/diabetes/article/943355/fettarm-kohlenhydratreich-ernaehrungs-dogma-wissenschaftliche-evidenz.html

https://www.springermedizin.de/diabetestherapie/praevention-in-der-diabetologie/wie-rueckt-man-dem-zucker-ohne-medikamente-zu-leibe/15851314

Studien:

1 Low-Carb-Diät erleichtert offenbar das Abnehmen, Ärztezeitung, 29.11.2018, siehe  https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/adipositas/article/977070/studie-low-carb-diaet-erleichtert-abnehmen.html [zuletzt abgerufen am 17.08.2021].

2 Twelve-month outcomes of a randomized trial of a moderate-carbohydrate versus very low-carbohydrate diet in overweight adults with type 2 diabetes mellitus or prediabetes, Nutrition & Diabetes, 21.12.2017, siehe https://www.nature.com/articles/s41387-017-0006-9 {zuletzt abgerufen am 17.08.2021].

3 Effectiveness and Safety of a Novel Care Model for the Management of Type 2 Diabetes at 1 Year: An Open-Label, Non-Randomized, Controlled Study, Diabetes Therapy, 07.02.2018, siehe https://link.springer.com/article/10.1007/s13300-018-0373-9 [zuletzt abgerufen am 17.08.2021].

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