Basische Ernährung bei Diabetes: Hintergründe und Nutzen

Haben Sie auch schon einmal davon gehört, dass durch eine ungesunde Ernährung eine Übersäuerung im Körper entstehen kann und dass dies möglicherweise Diabetes begünstigt? Ist somit eine basische Ernährung bei Diabetes sinnvoll und kann sie eventuell sogar präventiv zum Einsatz kommen? Hier erfahren Sie alles zu den Hintergründen.

Basische Ernährung bei Diabetes: Frau hält jeweils eine Orangenhälfte vor die Augen.

Was ist basische Ernährung?

Eine abwechslungsreiche, ausgewogene Lebensmittelauswahl hat unter anderem das Ziel, den Säure-Basen-Haushalt des Körpers im Gleichgewicht zu halten und die individuelle Gesundheit zu fördern. Gicht, Rheuma, Darmerkrankungen und sogar Krebs – in der Alternativmedizin kursieren Theorien darüber, dass ein Ungleichgewicht von Säuren und Basen im Körper für diverse Krankheiten verantwortlich ist.1 Auch wenn wissenschaftliche Belege für eine solche Verbindung bislang noch fehlen, häufen sich die Indizien: Eine säurelastig verstoffwechselte Ernährung scheint nicht optimal für den Körper.

Doch was bedeutet es, sich mit oder ohne Diabetes für eine basische Ernährung zu entscheiden? Wichtig zu wissen: Der Geschmack der Lebensmittel spielt eine untergeordnete Rolle bei der Ernährungsform. Vielmehr geht es darum, wie diese sich während der Verstoffwechselung auf den pH-Wert im Körper auswirken.

Auskunft darüber gibt der sogenannte PRAL-Wert: PRAL steht für „potential renal acid load“, was so viel wie „potenzielle renale Säurelast“ bedeutet und Anhaltspunkte dafür gibt, wie hoch der Anteil an sauren Stoffwechselprodukten im Urin ist:2

  • Zu den säurebildenden Lebensmitteln mit einem positiven PRAL-Wert zählen beispielsweise Fleisch, Ei, Käse oder Fisch.
  • Als basische Nahrungsmittel mit einem negativen PRAL-Wert gelten unter anderem Obst und Gemüse, Nüsse, Vollkornprodukte oder Kräuter.

Die basische Ernährung ist vorrangig pflanzenbetont und hat das Ziel, eine Übersäuerung des Körpers zu verhindern – zunächst einmal unabhängig davon, ob Diabetes besteht oder nicht.2 Eine ausführliche Erläuterung zu den verschiedenen Lebensmitteln und worauf Sie beim reinen kurmäßigen Basenfasten und Diabetes achten müssen, finden Sie weiter unten.



Basische Ernährung und der Zusammenhang mit Diabetes

Es gibt Hinweise darauf, dass eine säurelastige Verstoffwechslung und damit eine Übersäuerung das Risiko für Typ-2-Diabetes  erhöht.3 3 Studien zeigen unabhängig voneinander Zusammenhänge zwischen der sauren Verstoffwechslung verzehrter Lebensmittel, einer Verschiebung des Säure-Basen-Haushalts und der Entwicklung von Typ-2-Diabetes. Andere Risikofaktoren für die Erkrankung wurden bei den Studien berücksichtigt.

Bei 20 bis 40 Prozent aller Menschen mit Diabetes wird die Funktion der Nieren im Laufe der Zeit beeinträchtigt.4 Das kann in der Folge das Puffersystem für den Säure-Basen-Haushalt im Körper in Mitleidenschaft ziehen, da die Nieren bei diesem Prozess eine wesentliche Rolle spielen.

Wenn es dem Körper nun schwerer fällt, überflüssige Säuren abzubauen und das Gleichgewicht wiederherzustellen, kommt es möglicherweise zu einer dauerhaft leichten Übersäuerung des Körpers. Eine solche latente Azidose kann sich durch viele unspezifische Beschwerden äußern und gilt als begünstigender Faktor für etliche Erkrankungen.

An dieser Stelle entsteht von Fall zu Fall eine Art Teufelskreis aus der Diagnose Diabetes , Nierenfunktionsstörungen und Übersäuerung. Eine basische Form der Ernährung ist unter Umständen in der Lage, dieser Entwicklung gegenzusteuern und den Körper dabei zu unterstützen, das Gleichgewicht wiederherzustellen.

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pH-Wert, Säure-Basen-Haushalt und Co: Alles Chemie, oder wie?

Wollen Sie das Konzept des Säure-Basen-Haushalts in Bezug auf Ernährung und Diabetes nachvollziehen, dann hilft ein kleiner Ausflug in den Chemieunterricht: Im Zentrum steht der pH-Wert, der angibt, wie viele Wasserstoffionen in einer Lösung vorhanden sind. Mögliche Werte reichen von 0 (richtig sauer) bis 14 (sehr alkalisch oder basisch). Ein pH-Wert von 7 ist dementsprechend neutral: Reines Wasser darf das von sich behaupten.5

Übrigens:

Weißer Zucker liefert einen PRAL-Wert von -0,06 – somit wirkt er weder sauer noch basisch auf den Körper und stellt ein neutrales Produkt dar.6 Trotz der fehlenden direkten Auswirkung von Zucker auf den pH-Wert steht bei Diabetes hier aber die Blutzuckerwirkung im Vordergrund: Ist der Blutzuckerspiegel längere Zeit zu hoch, kann es zu einer Übersäuerung kommen.

pH-Wert im Blut

Unter Säure-Basen-Haushalt versteht man – mit und ohne Diabetes – die Konstanthaltung des pH-Werts im Blut. Dieser sollte bei 7,4 ± 0,05 liegen.7 Unabhängig von einer säurelastigen oder basischen Ernährung tut er das in der Regel auch, da der Körper über eine Art Puffersystem im Blut verfügt. Das sorgt für eine gute Balance.

Die Nieren spielen für die Funktion dieses Puffersystems eine tragende Rolle – aus diesem Grund können Nierenerkrankungen, die häufig mit Diabetes einhergehen, auch den pH-Wert im Blut aus dem Gleichgewicht bringen. Größere Abweichungen beeinträchtigen unter Umständen viele Körperfunktionen. Sinkt der pH-Wert im Blut unter 7,37, spricht man von einer Azidose, bei einem pH-Wert ab 7,44 von Alkalose.8

pH-Wert, Ernährung und Stoffwechsel?

Bei den Thesen bezüglich basischer Ernährung bei Diabetes geht es erst mal nicht um den pH-Wert im Blut: Wenn in diesem Zusammenhang von einer Übersäuerung die Rede ist, sind weder die Werte der Lebensmittel selbst noch das Blut gemeint, sondern die Ausscheidungen von Stoffwechselprodukten.

Lebensmittel werden unterschiedlich verstoffwechselt. Messbar ist das beispielsweise am pH-Wert des Urins (liegt normalerweise zwischen 5 und 9): Liegt der Wert im sauren Bereich, hat man überwiegend Nahrungsmittel zu sich genommen, die sauer verstoffwechselt werden – und umgekehrt.7

Basische Ernährung bei Diabetes: Ein Lebensmittel-Leitfaden

Die Säurelast bei der Verstoffwechslung eines Lebensmittels hat nichts mit dessen Geschmack zu tun: Der pH-Wert von beispielsweise Zitronen ist also zunächst tatsächlich so sauer, wie ihr Geschmack vermuten lässt und liegt bei 2,4.9 Ihre Mineralstoffe bewirken aber bei der Verdauung das, was auch die meisten anderen Obst- und Gemüsesorten tun: Sie verstoffwechseln basisch. Würden Sie also eine strikte Zitronen-Diät durchführen (wovon nicht nur bei Diabetes aus geschmacklichen Gründen abzuraten ist) und dann den pH-Wert des Urins messen, wäre dieser im basischen Bereich.

Als basenbildend gelten beispielsweise folgende Lebensmittel:10

  • Gemüse, Salate und Kräuter 
  • Obst
  • Pilze
  • Kerne und Samen
  • Keimlinge
  • Walnüsse, Mandeln, Pistazien, Macadamia- oder Zedernnüsse

Zu den säurebildenden Nahrungsmitteln zählen:10

  • Fleisch  und Wurstwaren
  • Fisch  und Meeresfrüchte
  • Sämtliche Getreideprodukte und -arten wie Brot, Nudeln und Gebäcksorten
  • Milch sowie Milchprodukte (außer Molke) 
  • Eier
  • Hülsenfrüchte
  • Einige Nüsse
  • Artischocken, Spargel und Rosenkohl
  • Zucker und Süßigkeiten
  • Getränke wie Limonaden, Cola und Energy Drinks
  • Schwarzer, grüner und weißer Tee sowie Früchtetee
  • Alkohol
  • Kaffee

Sie sehen, eine basische Ernährung ist, auch mit Fokus auf Diabetes, grundsätzlich erst einmal pflanzenbasiert. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die säurebildenden Nahrungsmittel ebenso erlaubt sind. Sie sollten sie jedoch nur in Maßen verzehren. Auffallend ist hierbei, dass Getreideprodukte ebenfalls zur Gruppe der säurebildenden Lebensmittel zählen – ganz anders, als Sie es vielleicht von der gängigen Empfehlung gewöhnt sind.11

Risikofaktoren einer basischen Ernährung bei Diabetes

Vor allem Menschen mit Diabetes leiden häufig an einer chronischen Übersäuerung.12 Für mögliche Folgeerkrankungen sind mitunter hohe Zuckerwerte und eine hohe Säurebelastung verantwortlich.12 Aus dem Grund stellt die basische Ernährung bei Diabetes grundsätzlich eine geeignete Ernährungsform mit wenigen Risiken dar.12 Bestehende Nierenerkrankungen können da eine Ausnahme bilden, wobei Sie gerade in solchen Fällen die Ernährung sowieso mit einem Mediziner besprechen sollten.

Wichtig zu wissen:

Wollen Sie mit Diabetes eine Kur zum Basenfasten machen, so besprechen Sie Ihr Vorhaben unbedingt mit Ihrem Diabetes-Team und einer entsprechenden Ernährungsfachkraft. Bei einer solch strengen Diät verzichten Sie in der Regel auf die säurebildenden Produkte und somit auch auf Getreide – einen wichtigen Kohlenhydratlieferanten. Das kann wiederum Auswirkungen auf den Blutzucker- und Insulinspiegel haben, weshalb Sie so etwas nur dann machen sollten, wenn Sie Ihre Werte regelmäßig kontrollieren und aufmerksam beobachten.

Unabhängig davon, ob Sie Themen wie pH-Wert, Zucker, Übersäuerung oder basische Ernährung bei Diabetes für eine Modeerscheinung halten, die bekannte Sachverhalte nur neu darstellt, oder ob Sie sich von deren Logik überzeugen lassen: Wenn Sie sich entsprechend der Empfehlungen ernähren, tun Sie sich in jedem Fall etwas Gutes. Hier finden Sie weitere nützliche Tipps zur Ernährung bei Diabetes und was es bei der Auswahl an Lebensmitteln zu beachten gibt.

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Was bleibt als Basis?

Die meisten der Ansätze zu basischer Ernährung empfehlen keine absoluten Diäten  und das ist auch bei bestehendem Diabetes der Fall. Vielmehr sollte das Säure-Basen-Verhältnis ausgeglichen sein, also einen basischen Überschuss beinhalten. Die Empfehlungen für einen stabilen pH-Wert bei Diabetes gleichen sich mit den bekannten Tipps für eine ausgewogene Ernährung. In Maßen ist alles erlaubt, wobei der Fokus auf pflanzlichen und vor allem naturbelassenen Produkten liegen sollte. Dennoch kann Getreide genauso in die Mahlzeitengestaltung einfließen, wie das gelegentliche Steak. Sie müssen nicht verzichten und dürfen Ihre genussvollen Mahlzeiten auch gelegentlich mit einem Gläschen Rotwein abrunden.

Quellen

1 „Säure-Basen-Haushalt - Stoffwechsel und Säure-Basen-Haushalt - Übersäuerung - Entsäuerung - Der Säure-Basen-Haushalt des Menschen - Säureüberschuss - Latente Azidose - Puffersysteme überlastet - Stoffwechselvorgänge - Säureeffekt - Rheuma - UGB-Gesundheitsberatung“. UGB. Abgerufen am 24. Januar 2023, von https://www.ugb.de/ernaehrungsplan-praevention/saeure-basen-haushalt/.

2 „Basischer Essen“. Die Techniker. Abgerufen am 24. Januar 2023, von https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-med….

3 „Sauer ist nicht lustig“. Springer Medizin Verlag GmbH, Ärzte Zeitung. Abgerufen am 24. Januar 2023, von https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Sauer-ist-nicht-lustig-297105.html.

4 „Diabetische Nierenerkrankungen“. Diabinfo.de. Abgerufen am 24. Januar 2023, von https://www.diabinfo.de/leben/folgeerkrankungen/nieren.html.

5 „Chemisch-physikalische Begriffe rund um das Wasser“. Chemisch-physikalische Begriffe rund um das Wasser. Abgerufen am 24. Januar 2023, von https://info.bml.gv.at/themen/wasser/wasserqualitaet/chemphybegriffe.ht….

6 IPEV - Institut für Prävention und Ernährung. Nahrungsmitteltabelle. Abgerufen am 24. Januar 2023, von https://www.avogel.ch/de/extras/Pral-Tabelle.pdf.

7 „pH-Wert“. Internisten-im-netz.de. Abgerufen am 24. Januar 2023, von https://www.internisten-im-netz.de/mediathek/blutbild-erklaerung/ph-wer….

8 „Störungen Des Säure-Basen-Haushalts“. Anästhesie Und Intensivmedizin Für Die Fachpflege, Springer Berlin Heidelberg, 2016, S. 822–831. Abgerufen am 24. Januar 2023, von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7531422/.

9 LCI Lebensmittelchemisches Institut des Bundesverbandes der Deutschen Süsswarenindustrie e.V. (BDSI). (o. D.). Organische Säuren: Teil II Citronensäure. Abgerufen am 24. Januar 2023, von https://www.lci-koeln.de/deutsch/veroeffentlichungen/lci-focus/organisc….

10 „Säure-Base-Balance: Macht der Diabetes uns sauer?“ Diabetiker.Info - Das Info-Portal für Diabetiker. Abgerufen am 24. Januar 2023, von https://www.diabetiker.info/saeure-base-balance/.

11 „DGE-Ernährungskreis“. Dge-ernaehrungskreis.de, https://www.dge-ernaehrungskreis.de/. Zugegriffen 21. Januar 2023.

12 „Basische Ernährung“. Verband für ganzheitliche Gesundheitsberatung e. V. Abgerufen am 24. Januar 2023, von  https://gesundheitsverband.net/geheimnisse-des-lebens/lebensmittel/basi….