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Schon lange hält sich das Gerücht, dass unser Körper durch eine ungesunde Ernährung übersäuern kann. Doch was ist eigentlich dran? Und können Menschen mit Diabetes tatsächlich von einer überwiegend basischen Ernährung profitieren?
Gicht, Rheuma, Darmerkrankungen und sogar Krebs – seit Anfang des 20. Jahrhunderts kursieren in der Alternativmedizin Theorien darüber, dass ein Ungleichgewicht von Säuren und Basen im Körper für diverse Krankheiten verantwortlich ist. Auch wenn eine solche Verbindung wissenschaftlich bislang nicht eindeutig belegt werden konnte, häufen sich die Indizien: Eine säurelastig verstoffwechselte Ernährung scheint nicht optimal für den Körper.
Um das Konzept des Säure-Basen-Haushalt in Bezug auf Ernährung nachzuvollziehen, hilft ein kleiner Ausflug in den Chemie-Unterricht: Im Zentrum steht der pH-Wert, der angibt, wie viele Wasserstoffionen in einer Lösung vorhanden sind. Mögliche Werte reichen von 0 (richtig sauer) bis 14 (sehr alkalisch oder basisch). Ein pH-Wert von 7 ist dementsprechend neutral: Reines Wasser darf das von sich behaupten.
Unter Säure-Basen-Haushalt versteht man die Konstanthaltung des pH-Werts im Blut. Dieser sollte bei 7,4 ± 0,05 liegen. Unabhängig von der Ernährung tut er das in der Regel auch, der Körper verfügt über eine Art Puffersystem im Blut, das dafür sorgt. Die Nieren spielen für das Funktionieren dieses Puffersystems eine tragende Rolle – aus diesem Grund können Nierenerkrankungen auch problematisch in Bezug auf den pH-Wert im Blut werden: Er kann dann aus dem Gleichgewicht geraten. Größere Abweichungen können viele Körperfunktionen beeinträchtigen. Sinkt der pH-Wert im Blut unter 7,37, spricht man von einer Azidose, bei einem Wert ab 7,44 von Alkalose.
Bei den Thesen bezüglich basischer Ernährung geht es erst mal nicht um den pH-Wert im Blut: Wenn in diesem Zusammenhang von einer Übersäuerung die Rede ist, sind weder die Werte der Lebensmittel selbst noch das Blut gemeint, sondern die Ausscheidungen von Stoffwechselprodukten. Lebensmittel werden unterschiedlich verstoffwechselt. Gemessen werden kann das zum Beispiel am pH-Wert des Urins (liegt normalerweise zwischen 4,5–7,9): Ist der Wert im sauren Bereich, hat man überwiegend Nahrungsmittel zu sich genommen, die sauer verstoffwechselt werden – und umgekehrt.
Heißt das also, Sauerkraut und Zitrusfrüchte zu meiden? Ganz im Gegenteil. Die Säurelast bei der Verstoffwechslung eines Lebensmittels hat nichts mit dessen Geschmack zu tun. Misst man den pH-Wert von Zitronen, dann kommt man zunächst zu einem Ergebnis, das tatsächlich so sauer ist, wie ihr Geschmack vermuten lässt: 2,4.
Ihre Mineralstoffe bewirken aber bei der Verdauung das, was auch die meisten anderen Obst- und Gemüsesorten tun: Sie verstoffwechseln basisch. Würde man also eine strikte Zitronen-Diät durchführen (wovon nicht nur aus geschmacklichen Gründen abzuraten ist…) und dann den pH-Wert des Urins messen, wäre dieser im basischen Bereich.
Als säurebildend gelten zum Beispiel folgende Lebensmittel :
Als basenbildend gelten beispielsweise folgende Lebensmittel:
Es gibt Hinweise darauf, dass eine säurelastige Verstoffwechslung auch das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöht. Drei aktuelle Studien zeigten unabhängig voneinander Zusammenhänge zwischen der sauren Verstoffwechslung zu sich genommener Lebensmittel und der Entwicklung von Typ-2-Diabetes.1 Andere Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes wurden bei den Studien berücksichtigt.
Bei 20 bis 30 Prozent aller Menschen mit Diabetes wird die Funktion der Nieren im Laufe der Zeit beeinträchtigt. In Folge kann das oben erwähnte Puffersystem im Körper in Mitleidenschaft gezogen werden, da die Nieren bei diesem Prozess eine wesentliche Rolle spielen.
Wenn es dem Körper nun schwerer fällt, überflüssige Säuren abzubauen und das Gleichgewicht wiederherzustellen, kann es zu einer dauerhaften leichten Übersäuerung des Körpers kommen. So eine latente Azidose kann sich durch viele unspezifische Beschwerden äußern und wird als begünstigender Faktor für etliche Erkrankungen angesehen.
Die meisten der durchaus umstrittenen Ansätze zu basischer Ernährung empfehlen keine absoluten Diäten: Vielmehr sollte das Säure-Basen-Verhältnis ausgeglichen sein also einen basischen Überschuss beinhalten. So kommt man unterm Strich zu den klassischen Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung: Auf das gelegentliche Steak muss man nicht verzichten, leckeres Obst, Salat und Gemüse kann gelegentlich auch mit einem Gläschen basenbildendem Rotwein abgerundet werden.
Diese Ernährungsregeln betreffen auch das Risiko für Typ-2-Diabetes und gelten im Prinzip für alle Menschen mit und ohne Diabetes. Nierenerkrankungen können da eine Ausnahme bilden, wobei gerade in solchen Fällen die Ernährung sowieso mit einem Mediziner besprochen werden sollte.
Damit scheint es insgesamt gar keine so große Rolle zu spielen, ob man die Säure-Basen-Thematik in der Ernährung nur für eine Modeerscheinung hält, die bekannte Sachverhalte nur neu darstellt, oder ob man sich von ihrer Logik überzeugen lässt und annimmt, dass sie erst Erklärungen für verschiedene Phänomene liefert: Ernährt man sich den Empfehlungen entsprechend, tut man sich in jedem Fall etwas Gutes – hier finden Sie nützliche Tipps zur Ernährung bei Diabetes und was es bei der Auswahl an Lebensmitteln zu beachten gibt.
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1 Müller, T.: Sauer ist nicht lustig, Ärztezeitung, 03.04.17, siehe: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Sauer-ist-nicht-lustig-297105.html [Zuletzt abgerufen am 16.07.21].
Martin, H.H.: Säure-Basen-Haushalt: Besser basisch essen, Verband für unabhängige Gesundheitsberatung, siehe https://www.ugb.de/ernaehrungsplan-praevention/saeure-basen-haushalt/ [Zuletzt abgerufen am 16.07.21].