Diabetes bei Kindern: Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Wenn Diabetes bei Kindern ausbricht, ist das zunächst einmal ein Schock. Die Sorgen um die Gesundheit des Kindes und der Berg an Aufgaben, die vor den Eltern liegen, erscheinen immens. Bleiben Sie dennoch optimistisch! Dank moderner Therapien und enger Begleitung durch Fachleute können Kinder mit Diabetes ein weitgehend normales Leben führen. Erfahren Sie hier mehr!

Diabetes bei Kindern: 2 Kinder rennen mit Flugzeugen über eine Wiese.

Diabetes bei Kindern erkennen: Symptome

Die Bezeichnung Diabetes mellitus steht für 2 verschiedene Erkrankungsformen: Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes. Bei Kindern tritt vor allem die erstgenannte Form auf: In der Altersgruppe von 0 bis 13 Jahren sind es derzeit schätzungsweise 32.000 Kinder. Hingegen kommt Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen selten vor: Circa 950 kleine Patient:innen gibt es in Deutschland. Je nachdem, welcher Diabetes-Typ vorliegt, variieren auch die Anzeichen.

Typ-1-Diabetes bei Kindern

Diabetes mellitus ist die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen – die meisten erkranken an Typ-1-Diabetes, manche schon im Kleinkindalter.1 Er entsteht als Folge von Autoimmunprozessen, bei denen das Immunsystem körpereigene Zellen zerstört.

Typ-1-Diabetes bei Kindern entwickelt sich über längere Zeit, bleibt aber meist zunächst unentdeckt. Wenn dann Beschwerden entstehen, treten sie plötzlich auf, meist innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen. Folgende Symptome sind typisch:2

  • Harndrang und nächtliches Einnässen: Das Ausscheiden großer Urinmengen, zusammen mit häufigen Toilettenbesuchen, sind typische erste Anzeichen.
  • Durstgefühl: Ein hoher Blutzuckerspiegel führt zu großem Durst.
  • Gewichtsverlust: Trotz reichlicher Nahrungsaufnahme nimmt das Kind ab.
  • Müdigkeit und Erschöpfung: Das Gehirn leidet unter dem hohen Blutzucker. Es kommt zu Schläfrig- und Teilnahmslosigkeit bis hin zu Bewusstlosigkeit (diabetisches Koma).

Übelkeit, Erbrechen oder Bauchschmerzen gehören zu den möglichen Begleiterscheinungen.

Alles zu Typ-1-Diabetes

Eine besondere Komplikation bei unentdecktem Typ-1-Diabetes ist die ketoazidotische Stoffwechselentgleisung. Riecht der Atem Ihres Kindes nach Azeton (süßlich, faulig, ähnlich wie Äpfel oder Nagellackentferner), deutet das auf diabetische Ketoazidose hin. Dabei übersäuert der Körper  stark. Betroffene Kinder atmen auffällig schnell und können bewusstlos werden. Sie müssen umgehend ins Krankenhaus. Häufig kommt so Typ-1-Diabetes zum ersten Mal ans Tageslicht.3

Immer mehr Typ-1-Diabetes?

Die Zahl der Neuerkrankungen an Typ-1-Diabetes steigt jedes Jahr an. Forscher:innen untersuchen derzeit, woran das liegt. Verschiedene Faktoren stehen im Verdacht: allgemeine hygienische Lebensbedingungen, Kaiserschnitte, die Ernährung des Säuglings in den ersten Lebensmonaten, Vererbung oder Stressbelastungen – hier besteht noch viel Forschungsbedarf.2,4,

Alles zu Typ-1-Diabetes 

Typ-2-Diabetes bei Kindern

Die Symptome von Typ-2-Diabetes  bei Kindern und Jugendlichen sind die gleichen wie bei Typ-1-Diabetes. Sie erscheinen jedoch schleichend.2 Erkrankte Kinder haben deutliches Übergewicht.2 Meist wird die Erkrankung nur zufällig entdeckt, beispielsweise bei einer Blutuntersuchung.

Typ-2-Diabetes trat früher fast ausschließlich bei Erwachsenen auf, doch mittlerweile kommt er auch bei den Kleinen immer häufiger vor.3 Kinder mit Übergewicht bis hin zu Fettsucht (Adipositas) sind besonders gefährdet, zu erkranken. Das Problem: Auch vor den Jüngsten machen die Auswirkungen eines ungesunden Lebensstils nicht halt: Zu viel Zucker und zu wenig Bewegung gelten als Hauptursachen für eine deutliche Zunahme übergewichtiger Kinder.

Typ-2-Diabetes erklärt 

Mehr Kinder mit Typ-2-Diabetes wegen Corona?

Die Corona-Pandemie hat die Situation noch einmal verschärft – so sind laut der COPSY-Studie 10-mal mehr Kinder sportlich inaktiv als vor der Pandemie. 10,8 Prozent der Mädchen sowie 7,3 Prozent der Jungen zwischen 3 und 6 Jahren haben Übergewicht. Bei den 14 bis 17-jährigen Mädchen sind es gar 16,2 Prozent, unter den Jungs betrifft es 18,5 Prozent.8 Daher vermuten die Expert:innen weiterhin eine Zunahme an Typ-2-Diabetes bei Kindern und fordern deutlich mehr Aufklärung sowie die Bestimmung der Blutzuckerwerte bei Risikofällen. Denn vermutlich wissen viele Betroffene noch nichts von ihrer Erkrankung.7

Bei Kindern können neben Typ-1- und Typ-2-Diabetes auch noch andere, seltene Formen vorkommen. Sie fallen unter Typ-3-Diabetes und machen nur einen sehr geringen Anteil der Diabetes-Fälle aus.

Wie entsteht Diabetes bei Kindern?

Viele Eltern stellen sich nach der Diagnose die Frage, warum ausgerechnet ihr Nachwuchs Diabetes hat und andere Kinder nicht. Doch warum Diabetes bei manchen Kindern vorkommt, ist noch Gegenstand der Forschung. Die Faktoren und die Vorgänge, welche sich bei den verschiedenen Diabetes-Typen im Körper abspielen, sind hingegen besser bekannt.

Typ-1-Diabetes bei Kindern entsteht durch eine Aneinanderreihung verschiedener Ereignisse:

  • Durch genetische Vorbelastung und äußere Faktoren (wie Virusinfektionen) bilden sich im Körper fehlerhafte Autoimmunprozesse aus. Das Immunsystem stuft körpereigene Zellen fälschlicherweise als fremd ein.
  • Es kommt zur Zerstörung der sogenannten Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse, die für die Produktion von Insulin zuständig sind. Sie können das Hormon nun nicht mehr genügend oder gar nicht herstellen. Ein absoluter Insulinmangel entsteht.
  • Insulin ist jedoch notwendig, um den Körperzellen die durch die Nahrung aufgenommenen Kohlenhydrate als Energie zur Verfügung zu stellen. Ist keines vorhanden, verbleibt der Zucker im Blut.

Bei Typ-2-Diabetes liegen ebenfalls Störungen im Insulinhaushalt vor, allerdings andere als bei Typ-1:

  • Die Wirkung des Hormons ist herabgesetzt: Die Körperzellen reagieren kaum mehr zuverlässig darauf und bleiben teilweise verschlossen. Es ist also Insulin im Blutkreislauf vorhanden, die Körperzellen sind aber resistent (relative Insulinresistenz). Hat das Insulin nicht nur eine verringerte, sondern gar keine Wirkung mehr auf die Zellen, sprechen Fachleute von absoluter Insulinresistenz.
  • Die Bauchspeicheldrüse schüttet aufgrund einer Insulinresistenz vermehrt Insulin aus, sodass dessen Menge oft nicht zur Menge der aufgenommenen Kohlenhydrate passt.

Zu den Risikofaktoren, welche die Entstehung von Typ-2-Diabetes bei Kindern begünstigen, zählen:11

  • Genetische Veranlagung
  • Allgemeiner Lebensstil (zu wenig Bewegung und erhöhte Nahrungsaufnahme)
  • Adipositas (starkes Übergewicht)

Diabetes bei Kindern lässt sich in seltenen Fällen auch auf andere Ursachen zurückführen (Typ-3-Diabetes). Genetische Defekte (wie MODY), Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse (etwa chronische Pankreatitis) sowie des Hormonsystems (Endokrinopathien) oder bestimmte Medikamente (beispielsweise Neuroleptika) können ursächlich sein.

Diabetes bei Kindern erkennen: Wie erfolgt die Diagnose?

Stellen Sie bei Ihrem Kind, Kleinkind oder Baby Veränderungen und Symptome fest, die auf Diabetes hindeuten, wenden Sie sich an Ihre:n Kinderärzt:in. Für die Diagnose werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten (zum Beispiel nüchtern oder nach einer Mahlzeit) die Zuckerwerte bei Kindern im Blut gemessen. Sind sie bei mehreren Messungen außerhalb des Normbereichs, kann ein Diabetes vorliegen.

Folgende Zuckerwerte sind bei Kindern normal:
Nüchtern 65-100 mg/dl oder 3,6-5,6 mmol/l
Nach dem Essen 80-126 mg/dl oder 4,5-7,0 mmol/l

Bei Säuglingen liegen die Werte am 1. und 2. Lebenstag noch darunter.13 Ab dem 3. Tag gilt für sie die gleiche Tabelle.12

Die Untersuchungen sind vermutlich etwas unangenehm für Ihr Kind, aber nicht schmerzhaft.

Blutzuckerwerte erklärt

Diabetes-Behandlung bei Kindern

Kinder mit Typ-1-Diabetes müssen ein Leben lang Insulin zuführen. Da das Hormon die Passage durch den Magen-Darm-Trakt nicht überstehen würde, wird es gespritzt. In Deutschland bekommen Kinder dafür häufig eine Insulinpumpe. Sie erleichtert das tägliche Diabetes-Management enorm und hilft dabei, dass die Kleinen einen weitestgehend normalen Alltag erleben können.

Zudem erhalten Familien nach der Diagnose eine Diabetes-Schulung. Hier erfahren sie,

  • wie und wann sie den Blutzucker messen sollen,
  • wie sie die Insulindosis berechnen und verabreichen,
  • mehr über die Verwendung von Hilfsmitteln für die Insulintherapie (wie Insulinpumpen),
  • das richtige Verhalten im Notfall und Wahrnehmung von Über- oder Unterzuckersituationen,
  • Genaueres zu Ernährung sowie Süßigkeiten und
  • wie Kinder und Eltern bestimmte Situationen gut meistern (beispielsweise Sport, Pubertät, Klassenfahrten).

Die ganze Familie sollte sich anfangs gemeinsam mit der Erkrankung auseinandersetzen, den Umgang damit erlernen und zur Gewohnheit machen.

Gut zu wissen:

Eine spezielle Diabetes-Diät ist nicht notwendig. Die Ernährung sollte ausgewogen und vollwertig sein – wie bei gesunden Kindern auch.2

 

Wie läuft die Behandlung mit Insulin ab?

Es gibt verschiedene Formen der Insulintherapie. Die geläufigste bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1- Diabetes ist die sogenannte ICT, kurz für intensivierte konventionelle Therapie (englisch: intensified conventional therapy). Sie besteht aus 2 Bausteinen:

  • Verzögert wirkendes Insulin (Basalinsulin) wird regelmäßig in kleinen Mengen zur Aufrechterhaltung des Eiweiß- und Fettstoffwechsels gegeben.
  • Spontan wirkendes Insulin (Bolus) fängt Blutzuckeranstiege nach dem Essen ab.

Durch die Therapie gelingt es auch bei Kindern, Zuckerwerte im Normbereich und einen nahezu normalen, stabilen Zuckerstoffwechsel zu erreichen.

Überblick zu Formen der Insulintherapie 

So funktioniert eine Insulinpumpe:

Es handelt sich um ein kleines batteriebetriebenes Gerät, das Betroffene in einer Tasche unauffällig am Körper tragen können. Die Insulinpumpe enthält ein Insulinreservoir und ist mittels eines feinen Schlauchs mit einer Nadel verbunden. Diese wurde  zuvor ins Bauchfett des Kindes gesetzt.

Die Pumpe ist programmierbar und gibt automatisch über den Tag verteilt eine bestimmte Menge Insulin ab – die Basalrate für den nahrungsunabhängigen Insulinbedarf. Zusätzlich kann der/die Patient:in mittels Knopfdruck zu den Mahlzeiten extra Insulin abgeben. Ob Sport, Schlafen oder Schule, die Insulinpumpe ist überall dabei. Zum Schwimmen oder Baden kann sie einige Zeit abgekoppelt werden.


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Blutzuckermessung bei Kindern

Das Blutzuckermessen muss mehrmals täglich erfolgen. Um die Werte bei Kindern mit Diabetes zu bestimmen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Mittels einer Stechhilfe wird ein winziges Loch in eine Fingerkuppe gepikst und der Blutstropfen mit einem Teststreifen aufgefangen. Ein Messgerät erfasst den Blutzuckerwert.
  • Elektronische Systeme, zum Beispiel CGM (Continuous Glucose Monitoring), messen über einen kleinen Sensorfaden den Glukosewert im Gewebe automatisch. Der Faden wird ins Unterhautfettgewebe gesetzt, häufig an Bauch oder Oberarm. Über einen Sender verschickt der Sensor die Daten an ein Empfangsgerät oder eine Smartphone-App. Damit lassen sich die Werte ganz einfach überprüfen und abrufen.

Anleitung zum Blutzuckermessen 

Vor allem kleinere Kinder brauchen noch Hilfe beim Messen der Diabetes-Werte. Die Interpretation sowie die Berechnung der benötigten Insulinmenge übernehmen auch bei älteren Kindern die Erwachsenen.

Behandlung des Typ-2-Diabetes bei Kindern

Wurde bei Ihrem Kind Typ-2-Diabetes diagnostiziert, ist die Anpassung des allgemeinen Lebensstils enorm wichtig und hat oberste Priorität. Um die auslösenden Faktoren bestmöglich zu minimieren, gehören zur Umstellung der Lebensweise folgende Aspekte:

  • Gewichtsreduktion
  • Gesunde Ernährung
  • Mehr Bewegung im Alltag

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Tipps zur Ernährung bei Diabetes

Krankheitsverlauf und Folgeerkrankungen

Noch vor einigen Jahren bedeutete die Diabetes-Diagnose einen Einschnitt in der Lebenserwartung von Kindern. Das ändert sich aber von Jahr zu Jahr: Die Verwendung von Insulinpumpen, umfassende medizinische Begleitung erkrankter Menschen sowie hochwirksame Insuline haben dazu geführt, dass es kaum noch Unterschiede in der Lebenserwartung eines Kindes mit Diabetes im Vergleich zu einem stoffwechselgesunden gibt. Wichtig für die gute Prognose ist ein möglichst konstanter Langzeitzuckerwert. Dennoch gibt es Begleit- und Folgeerkrankungen, die bei Menschen mit Diabetes vorkommen können.

Mittlerweile ist bekannt, dass bei Kindern mit Typ-1-Diabetes weitere Autoimmunerkrankungen 5-mal häufiger auftreten als bei der Allgemeinbevölkerung.

So sind bis zu 25 Prozent der Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes – in Abhängigkeit von Alter und Beginn der Diabetes-Erkrankung – auch von Hashimoto-Thyreoiditis (Autoimmunkrankheit der Schilddrüse) und 5 Prozent von Zöliakie (genetisch bedingte Glutenunverträglichkeit) betroffen.15 Sie als Eltern sollten bei entsprechenden Symptomen, beispielsweise übermäßiger Müdigkeit oder Verdauungsbeschwerden, unbedingt hellhörig werden.

Doch auch Diabetes an sich kann – bei dauerhaft unpassender Insulingabe – langfristig Folgeerkrankungen mit sich bringen. Spätfolgen von Diabetes entwickeln sich über viele Jahre und zeigen sich in Form von Schäden an Blutgefäßen. Sie können unter anderem Verletzungen der Augen und Nieren sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen.

Das Risiko für Folgeerkrankungen durch Diabetes ist aber gut in den Griff zu bekommen. Dank immer besser entwickelter Technologien lassen sich Zuckerwerte bei Kindern mit Diabetes zunehmend einfacher im Normbereich halten und das Risiko für langfristige Schäden minimieren.

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen

Wird bei Ihrem Kind oder Kleinkind Diabetes festgestellt, sollte das medizinische Fachpersonal durch weitere Untersuchungen abklären, ob bereits Erkrankungen der Augen oder Nieren vorliegen. Nach 5 Jahren Diabetes-Dauer oder spätestens ab dem 11. Lebensjahr empfehlen sich außerdem jährliche Screenings zur Früherkennung von Organveränderungen. Bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes ist ein regelmäßiges Screening auf Schilddrüsenfunktionsstörungen und Zöliakie sinnvoll.

Tipps für Eltern

Es ist anfangs schwer, sich in den Alltag einzufinden, denn selbstverständlich nimmt der Diabetes mit Blutzuckermessen, Insulin spritzen und Kohlenhydrateinheiten berechnen einen großen Raum ein – sowohl zeitlich als auch gedanklich. Zum einen denken Eltern ständig daran, keine Messung oder Insulinabgabe zu vergessen. Zum anderen sorgen sie sich permanent, wie zum Beispiel: Was, wenn mein Kind eine Unterzuckerung bekommt und der/die Kinderpfleger:in diese nicht erkennt und rechtzeitig hilft?

Die ersten Wochen und Monate sind die schwierigsten. Die meisten Eltern stellen aber fest, dass sie langsam lernen, immer besser mit diesen Herausforderungen umzugehen und mit der Zeit auch eine Unterzuckerung schon bei den ersten Anzeichen erkennen können.

Hier noch ein paar Tipps:

  • Beziehen Sie Ihr Kind so früh wie möglich in alles mit ein. Ein:e 3-Jährige:r versteht intuitiv schon sehr viel und findet es vielleicht sogar ganz cool, dass er/sie was Besonderes hat und tolle technische Geräte wie eine Insulinpumpe oder ein Blutzuckermessgerät mit sich herumträgt.
  • Diabetes bringt zwangsläufig auch unangenehme Situationen für Eltern mit sich: Zum Beispiel müssen sie dem Kind begreiflich machen, dass es kurz eine Pause beim Rumtoben einlegen und erst mal den Blutzucker messen sowie eventuell etwas essen muss, damit es nicht in eine Unterzuckerung rutscht. Vielleicht darf der/die Kleine auch kurzfristig nicht mit ins Schwimmbad, weil die Blutzuckerwerte seit ein paar Tagen Achterbahn fahren. Das sind Situationen, in denen sich Eltern vorkommen wie Spielverderber. Es ist leider notwendig, seinem Kind Grenzen aufzuzeigen, die einem selbst leidtun, und mit den entsprechenden Reaktionen klarzukommen.
  • Je älter Ihr Kind wird, desto ausführlicher sollten Sie Ihre Entscheidungen begründen. Seien Sie aber vorsichtig damit, Ihre eigenen Ängste mit den Erfordernissen der Diabetes-Erkrankung zu vermischen. Fördern Sie die Selbstständigkeit Ihres Kindes so früh und so gut es geht, und versuchen Sie, Verständnis für alle Notwendigkeiten liebevoll und bestimmt zu erreichen.

Ein gut eingestelltes Kind kann nahezu alle Aktivitäten machen wie ein gesundes auch. Es hat zwar eine chronische Erkrankung, aber mit Ihrer Unterstützung wird es seine Kindheit trotzdem genießen können.

Diabetes für Kinder einfach erklärt

Diabetes bei Kindern ist erklärungsbedürftig – die medizinischen Zusammenhänge der Autoimmunerkrankung zu verstehen, ist schon für Erwachsene schwierig. Dennoch sollten die Kinder ein Verständnis für die Erkrankung bekommen, ohne mit zu vielen medizinischen Details überfordert zu werden. Sie müssen vor allem wissen, dass es zwar einige Dinge zu beachten gibt – aber ansonsten nahezu alles tun können, was gesunde Kinder auch machen.

Wir haben Diabetes für Kinder einfach erklärt:

Diabetes ist eine Krankheit. Nicht so eine, bei der man im Bett liegen und nicht zum Toben raus darf. Sondern komplizierter: Wenn man Diabetes hat, kann der Körper aus dem Essen keine Energie mehr gewinnen. Die brauchst Du aber zum Spielen und Rumtoben. Die Energie bekommt Dein Körper normalerweise vom Zucker. Der ist nämlich in vielem drin, was Du isst, nicht nur in den Süßigkeiten. Diabetes heißt deshalb auch Zuckerkrankheit.

Der Zucker aus dem Essen landet zuerst im Blut. Von da aus wird er im ganzen Körper verteilt und in Energie verwandelt. Das geht aber nicht einfach so: Dein Körper braucht dazu einen Schlüssel, um den Zucker in Energie umzuwandeln. Dieser Schlüssel heißt Insulin. Bei Diabetes kann der Körper kein Insulin mehr herstellen.

Wenn der Körper kein Insulin hat, bleibt der Zucker einfach im Blut. Da nutzt er aber nichts, sondern schadet nur! Deswegen gibt man dem Körper Insulin mit einer Spritze oder Insulinpumpe. Durch das Insulin wird der Zucker aus dem Essen zu Energie. Damit geht es Dir genauso gut wie allen anderen Kindern.

Dann wird der ganze Zucker nicht in Energie verwandelt, sondern staut sich im Blut. Das ist sehr schlecht: Irgendwann hat man keine Kraft mehr und wird ohnmächtig. Deswegen musst Du immer daran denken, dem Körper Insulin zu geben.

Viele Leute bekommen Diabetes, wenn sie älter sind. Andere Leute kriegen Diabetes, wenn sie noch jung sind. Oft kommt die Krankheit einfach so, ohne dass es einen Grund dafür gibt.

Diabetes geht leider nicht wieder weg. Aber Du kannst lernen, damit umzugehen. Wie, das zeigen Dir Deine Eltern und Dein:e Ärzt:in.

Noch mehr Tipps zu Diabetes bei Kindern: Die Bilderbuchreihe Kleiner DiabeTiger ist eine wunderbare Fundgrube, um Diabetes spielerisch und altersgerecht bereits bei den Kleinsten zu erklären.

Häufige Fragen und Antworten zu Diabetes bei Kindern

Es gibt 4 Warnzeichen, die alle Eltern kennen sollten und die auf Diabetes hinweisen: starker Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit. Gehen Sie bei diesen Symptomen zum/zur Kinderärzt:in.

Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung: Das Immunsystem des Kindes greift eigene Körperzellen an, die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse. Dadurch stellen sie die Insulinproduktion ein, Diabetes entwickelt sich.

Ja, wobei das jedoch selten ist. Kinder mit starkem Übergewicht sind besonders gefährdet für die Erkrankung.

Sie benötigen mehrmals täglich Insulin, das ins Unterhautfettgewebe gespritzt werden muss. Die meisten Kinder erhalten dafür eine Insulinpumpe, die vieles automatisch übernehmen kann. Familien bekommen zudem eine Diabetes-Schulung, in der sie alles über die Erkrankung erfahren.


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Quellen

1 Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. (2021). Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2022 : Die Bestandsaufnahme. Abgerufen am 9. November 2022, von https://www.ddg.info/fileadmin/user_upload/Gesundheitsbericht_2022_fina…. S.145.

2 Renz-Polster, H., Menche, N. & Schäffler, A. (2013). Gesundheit für Kinder: Moderne Medizin - Naturheilverfahren - Selbsthilfe. Kinderkrankheiten verhüten, erkennen, behandeln - Das Standardwerk komplett überarbeitet und aktualisiert (German Edition). Kösel-Verlag. S. 346.

3 ebd. S. 347.

4 Übergewicht (Fettsucht/Adipositas) » Ursachen » Kinderaerzte-im-Netz. Abgerufen am 9. November 2022, von https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/uebergewicht-fettsuchta….

5 Typ-3- Diabetes. Deutsche Diabetes-Hilfe - Menschen mit Diabetes. Abgerufen am 9. November 2022, von https://menschen-mit-diabetes.de/ratgeber/diabetes-typ-3.

6 Diabetes Typ 1. gesundheitsinformation.de. Abgerufen am 9. November 2022, von https://www.gesundheitsinformation.de/diabetes-typ-1.html.

7 Diabetes Typ 2. gesundheitsinformation.de. Abgerufen am 9. November 2022, von https://www.gesundheitsinformation.de/diabetes-typ-2.html.

8 Weber, E. (2022, 25. Oktober). Blutzuckerwerte und Bedeutung erklärt. praktischArzt. Abgerufen am 9. November 2022, von https://www.praktischarzt.de/untersuchungen/blutzucker-messen/blutzucke….

9 Nuber, G. (2017, 23. Februar). Lebenserwartung bei Typ-1-Diabetes: Daten die Mut machen. Abgerufen am 9. November 2022, von https://www.diabetes-online.de/a/lebenserwartung-bei-typ-diabetes-daten….

10 Karges, B., Holl,R.: Diabetes mellitus Typ 1 bei Kindern und Jugendlichen: Assoziierte Erkrankungen. In Hiort, O., Danne, T., & Wabitsch, M. (Eds.), Springer Reference Medizin. Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie (2nd ed., pp. 239–245), 2020, https://doi.org/10.1007/978-3-662-57309-9_17.